News / Dieter Demmelmair / Sonntag 22.04.2018

Zwei Freunde, drei Punkte und vier Tore

Der GAK besiegt Gnas vor 2.161 begeisterten Fans mit 4:0. Motto für unseren Bericht: Nach dem Fußballspiel ist vor dem Wortspiel ...

Zwischen Gnas und Gschnas liegen ganze drei Buchstaben - oder vier Tore. Um diese vier Tore waren unsere Roten beim Heimspiel gegen die dennoch absolut brav kämpfenden Oststeirer besser. Folgerichtig feierten unsere Roten auf dem Spielfeld ein fröhliches Fest, eines, das auch abseits des Platzes gefeiert wurde. Toll, wie unser "Club 1902"-Team die Spendenaktion für "Special Olympics" aufzog, toll, wie die AthletInnen und deren BetreuerInnen sich über das Matcherlebnis gefreut haben, toll, wie vor dem und im Club nach dem Spiel gefeiert wurde.

Und wenn dann auch auf dem Spielfeld alles toll ist, dann wird Weinzödl eben zum Tollhaus. Das erste Mal passierte das in der 32. Minute. Flink gegen Fink lautete da quasi das einleitende Duell - flink steht in diesem Fall für Andreas Fischer und Fink für David Fink. Der durfte Fischer kurz von vorne und dann länger von hinten anschauen, seinen tollen Antritt im Mittelfeld schloss "Fischi" mit einem wunderbaren Pass auf Luka Kiric ab. Der wiederum ließ Gnas-Goalie Alexander Roth weit älter als seine 27 Jahre aussehen, als er in umkurvte und dabei nicht nur die Kurve zum Jubeln brachte.

Fazit zur Halbzeit: Der GAK war stärker, Gnas hielt aber wacker dagegen. Die Stimmung auf den Rängen war bereits festlich, ein Feuerwerk am Platz fehlte aber noch. Doch das wurde in Halbzeit 2 gezündet und lieferte das Wortspiel des Matches (zumindest aus subjektiver Sicht des Schreibers dieser Zeilen ...).

"Du bist Roth, ich bin aber Rother", stellte unsere Rückennummer 28 in der 51. Minute eindrucksvoll unter Beweis. Gernot Kraut machte die Gnaser sauer (sic!), indem er im Mittelfeld den Ball erkämpfte und ihn zu Alexander Rother weiterleitete. Der blickte kurz auf, sein Blick richtete sich auf den zu weit vor dem Tor stehenden Roth. Aber nur kurz: Denn danach richtete er sich bereits auf den über den Goalie ins Netz fliegenden Ball. Ein Treffer Marke Traumtor für uns, Marke Albtraum für den Goalie.

Doch der ansonsten gut haltende und von unserer Kurve wegen seiner modisch gebändigten Haarpracht mit "Du hast die Haare schön"-Gesang "angefeuerte" Schlussmann sollte aus diesem Albtraum vorerst nicht erwachen. Dafür sorgte Andreas Fischer. Denn der dachte sich in der 56. Minute: "Was der Rother kann, kann ich Roter auch!" Rothers Treffer war, wie schon erwähnt, ein Traumtor. Eine Steigerugsform dieses Begriffes kennt die deutsche Sprache nicht, wie sie zumindest in visualisierter Form aussehen könnte, zeigte Fischer auf. 

Die Textbausteine dazu: Hebe den Ball nicht wie Rother aus "nur" rund 23 Metern aufs Tor, sondern tue das noch ein paar Meter weiter hinten. Mach' das aber nur dann, wenn der Tormann nicht auf der Fünferlinie steht, sondern maximal zwei Meter vor dem Tor. Schaffst du das, werden nicht nur deine Mitspieler, sondern auch ganz Weinzödl endgültig "Fisherman's Best Friends" werden. Und du darfst dich zu Recht von der Kurve feiern lassen.

Stichwort "feiern": Zu feiern hatte unser Andi Fischer in der Herbstsaison lange Zeit nichts. Aber gerackert, alles gegeben, hat er immer. Im Winter wurde dann auch noch Alexander Rother als (vermeintlicher) Konkurrent geholt. Der traf auch sofort und in Serie, während Fischer auf die Bank musste. Die perfekte Voraussetzung für eine Männerfeindschaft. Geworden ist es aber genau das Gegenteil. Eine Szene, die das am besten dokumentiert, konnte man nach Rothers Treffer sehen. Fast die ganze Mannschaft hatte den Alex für sein Tor bereits gefeiert, da kam Andreas Fischer mit strahlendem Gesicht von hinten angelaufen und sprang voller Freude Rother fast auf die Schultern. Und dass diese Zuneigung nicht in eine Einbahnstraße führt, bewies Rother nach Fischers Tor als er diesem symbolisch die Schuhe polierte. Fast logisch übrigens, dass der Pass auf Fischer von Rother kam ...

Mit drei Traumtoren hatte unser GAK an diesem tag aber noch nicht genug. Der für Dominik Messner in der 59. Minute eingewechselte Marco Allmannsdorfer tanzte in der 70. Minute durch die halbe Gnaser Abwehr und legte auf Fischer ab, der nur noch den Fuß hinhalten musste. Diesmal den rechten, den Treffer davor hatte er mit links erzielt - und um auch hier ein Wortspiel zu bemühen: So einfach hat das auch ausgesehen ...

Und ganz am Ende wollen wir noch ein Wortspiel bemühen: Sepp Herberger wird der Spruch zugeordnet, wonach eine Mannschaft aus elf Freunden bestehen müsse. Bei uns sind es mehr als elf Freunde - jeder im Kader rackert und kämpft für alle anderen, keiner ist dem anderen etwas neidig. Um Alexander Rother im Interview nach dem Match zu zitieren: "Der Andi freut sich wirklich, wenn ich ein Tor schieße. In meiner Fußballerlaufbahn hat es einige Stürmer gegeben, die sich nicht gefreut haben, wenn ein anderer Stürmer getroffen hat. Umso mehr freue ich mich, wenn er dann auch ein Tor schießt!"

Fazit: Wer ein echter Rot(h)er ist, der ist ein Fischer. Und um ein allerletztes Wortspiel zu bemühen: Als Fan des GAK 1902 fühlt man sich ohnehin jeden Tag so, als hätte man gerade den Fang seines Lebens gemacht. 

WE ARE GAK!

 

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902