GAK 1902 Aktuelles
News / Redaktion / Freitag 17.08.2018

Erinnerungen an ein nicht ganz so normales Fußballspiel vor fünf Jahren in Judendorf …

Als ob es gestern gewesen wäre: Ein damaliger Spieler, unser Obmann und einige Mitarbeiter unseres Media-Teams erinnern sich an das erste Meisterschaftsspiel des neugegründeten GAC in der 1. Klasse.

Am 18. August feiert der Grazer Athletiksport Klub seit nunmehr 116 Jahren seinen Geburtstag. Für uns ist aber auch der Tag davor, der 17. August, ein kleiner Feiertag. Klein deshalb, weil die Jahreszahl 5 noch relativ klein ist. Aber eigentlich ist am 17.8.2013 etwas ganz Großes passiert. Am (kleinen) Sportplatz von Judendorf wagte der (einst große) GAK einen Neustart in der (kleinen) 1. Klasse Mitte A. Und er wurde wieder groß. Erhob sich aus der Asche und flog dank fünf Meistertiteln in nicht so schnell erträumte Höhen. Was damals in Judendorf wie die Spitze eines unerreichbaren Bergs erschien, wurde in den letzten fünf Jahren Schritt um Schritt, dank vieler helfender Hände, viel Leidenschaft und viel Mut zu einem echten Höhenflug. Den ersten, den wohl mutigsten Schritt, aus jener Asche, die zuvor jahrelang, ganz langsam auf uns niedergeschüttet worden war, taten wir heute vor fünf Jahren in Judendorf. Wir alle gemeinsam. Deswegen erinnern wir uns gemeinsam an diesen bedeutenden Tag. 

 

Matthias Zagler, GAK Media-Team:

Ich erinnere mich noch ziemlich genau an diese erste Partie. Was waren das für Emotionen – Gefühle, die ich so eigentlich noch nicht, oder nicht mehr, kannte. Nach dem Totalcrash saß der Schmerz tief. Sehr, sehr tief. Zu viele Tiefschläge, zu viele Schmerzen, tief gezeichnet von Konkursen, schlechten Nachrichten und diversen anderen Schlägen in die Magengrube. Es ging einfach nicht mehr um Fußball, ein K.O.-Schlag folgte dem nächsten. Kaum hatten wir uns aufgerappelt, schon gab’s die nächste Watsch’n. Deswegen hatte ich damals auch beschlossen, nicht mehr für den GAK tätig zu sein, das konnte und wollte ich mir einfach nicht mehr antun.

Ich hab keine Ahnung, wer es dann schließlich war, der mich dazu brachte, schon in Ligist wieder mit der Kamera am Platz zu stehen, um das Geschehen um diesen Verein fotografisch zu dokumentieren. Und schließlich auch in Judendorf. Und da war es plötzlich wieder: dieses Feuer. Anders als „damals“. Aber dieses anders war nicht schlechter. Ganz im Gegenteil: Es ging wieder um Fußball, wenn auch in den Niederungen des steirischen Unterhauses. Woran lag es? An der 1. Klasse Mitte A, in der ich vor zig Jahren noch selbst gespielt habe? Oder lag es am familiären Bezug zum Gegner? Mein Cousin spielte damals für die Judendorfer in der Innenverteidigung. Natürlich, wie konnte es in dieser Situation anders sein, wie seine beiden Brüder ein Erzschwarzer. Deshalb gab es auch zuhause wieder Sticheleien. Wie damals vor einem Derby. Ja, da war es wieder, das Feuer. Und mit dieser ersten Meisterschaftspartie setzte sich etwas in Gang, dass ich nach unserem Crash nie für möglich gehalten hätte.

Man kann es allen Protagonisten gar nicht hoch genug anrechnen, was sie, was wir alle gemeinsam, auf die Beine gestellt haben. Wir alle sind nicht nur einmal durch die Hölle gegangen, jetzt sind wir, auch wenn es abgedroschen klingt, in jeder Hinsicht stärker zurückgekehrt. Und zwar deswegen, weil „WE ARE GAK“ nicht nur drei Worte sind, es nicht nur ein Spruch ist, sondern es bei uns mit vollster Hingabe gelebt wird!

 

Mathias Pascottini, GAK-Stadionsprecher:

Mein GAK spielt das erste Meisterschaftsspiel der Neugründung gegen niemand Geringeren als meinen Heimatverein – das Drehbuch hätte aus meiner Sicht nicht besser sein können. Ein Jahrzehnt habe ich selbst in der Jugend des GSV Judendorf gekickt, anschließend habe ich meine ersten Platzsprechererfahrungen dort gesammelt. Wenige Wochen vor diesem Match habe ich mein Mikro in der Heimat gegen das Mikro meiner großen Fußballliebe GAK getauscht. Dann kam die Auslosung, die mir dieses besondere Eröffnungsmatch bescherte. Viel zu früh kam ich in das kleine Judendorfer Stadion, begrüßte (wie immer) viele alte Bekannte, unterhielt mich (wie immer) mit Jugendfreunden im GSV-Trikot. Dieses Spiel war aber nicht wie immer, mein GAK war da, ein Bubentraum wurde wahr.

Auf der Tribüne saß ich irgendwo zwischen meiner ehemaligen Volksschuldirektorin, dem Bürgermeister und dem Sektionsleiter. Ich war nervös, die Mannschaft augenscheinlich auch. Ein verkrampftes Spiel endete mit meinem Wunschergebnis – mit einem Unentschieden und dem Gefühl, dass die nächsten Jahre auf den vielen Dorffußballplätzen mehr Spaß machen könnten, als ich zuerst dachte. Es war das erste von vielen Fußballfesten, die wir gefeiert haben – und für mich der Start in die wohl unterhaltsamsten GAK-Saisonen, die ich bislang erlebt habe.

 

Dieter Demmelmair, GAK Media-Team:

Ich kann mich noch sehr gut an dieses Match erinnern. Es war nicht nur die GAK- bzw. damals GAC-Premiere in der 1. Klasse, sondern auch das erste Mal, dass ich mit dem Fahrrad zu einem Match meiner Roten gekommen bin. Ich war schon zwei Stunden vor Beginn dort, damit ich ja eine Karte bekomme. Am Eingang des mir davor unbekannten Platzes in Judendorf bin ich erst einmal vorbeigefahren – ich habe mir das alles einfach etwas größer erwartet. Irgendwie war es so etwas wie ein – ziemlich heftiger – „Kulturschock“. Zur Schockbekämpfung habe ich dann im daneben liegenden „Tennisstüberl“ ein Bier getrunken und dort meinen zu Fuß angereisten Freund Wolfgang Kohlfürst (Ex-GAK-Manager) getroffen. Im Rückblick betrachtet ist es übrigens sehr erstaunlich, wie schnell kleine Plätze und „Tennisstüberln“ zur Normalität werden können, wenn man jahrelang nur Stadien und die diese umgebende Gastronomie kannte.

Dann wurde es plötzlich laut und unsere Kurve kam anmarschiert. Ich weiß noch, dass ich ganz begeistert war, dass so viele Rote zum Match kamen. Ich weiß aber auch noch, dass ich gar nicht begeistert von der Leistung der Mannschaft war. Aber vor allem wusste ich, dass das, was ich schon beim ersten Testspiel in Ligist spürte, sich an diesem Tag verfestigt hatte: „Das kann was Großes werden!“

Nach fünf Jahren muss ich sagen, dass ich mich getäuscht habe. Es ist nämlich sogar etwas außergewöhnlich Großes geworden. In den Jahren vor Judendorf war ich in den GAK nur verliebt, ab Judendorf wurde er zur großen Liebe. Es ist mir wichtig, all jenen zu danken, die dafür gesorgt haben, dass es den GAK wieder gibt. Ich bin sehr stolz, diesen Dank in Form meiner Mitarbeit im GAK Media-Team ausdrücken zu dürfen.

 

Laurenz Sacher, GAK-Spieler von 2013 bis 2018:

Als damals bei der Neugründung der Anruf vom Heinz Karner kam, ob ich wieder für den GAK spielen wolle, brauchte ich keine Sekunde, um zu überlegen. Von diesem Moment an war ich immer sehr stolz, das GAK-Dress getragen zu haben. Vor dem Spiel in Judendorf war ich wie immer ein bisschen angespannt, aber im positiven Sinne. Ich wollte spielen und das Spiel gewinnen. Wirklich jedes Mal beim Einlaufen – vom ersten bis zum letzten Spiel – hatte ich Gänsehaut! Es ist einzigartig, wenn man diese Fans hört.

Nur dass es so schnell ging mit der Rückkehr in die Regionalliga, hat, glaub’ ich, im ersten Jahr keiner zu hoffen gewagt. Aber von Jahr zu Jahr hat man immer mehr daran geglaubt! Dass ich fast fünf Jahre dabei sein durfte, macht mich schon ein bisschen stolz und sehr glücklich. Ich war immer gerne mit meinen Kollegen in Weinzödl. Jedes einzelne Spiel war ein absolutes Highlight für mich, deswegen wird mein Herz immer für den GAK schlagen!

 

Alexander Walentin, Leiter GAK Media-Team:

Absolute Bruthitze und eine knallvolle Tribüne, auf der schon lange vor Anpfiff kein Platz mehr zu bekommen war – das sind meine ersten Erinnerungen an dieses Spiel. Damit einhergehend dann dauerhaft schlechte Sicht auf das Spielfeld, kein Schatten weit und breit aufgrund der tiefstehenden Abendsonne und eine Wespenarmada, die Konsumation jeder Art von Speisen und Getränken zur Qual machte.

Sportlich gesehen war ich unglaublich angespannt: Der neugegründete GAC hatte (für mich) völlig überraschend bereits drei Runden im Steirer-Cup überlebt – und das mit einer völlig neu und bunt zusammengewürfelten Truppe. Wie es aber wohl in der Meisterschaft aussehen würde? Es war bekannt, dass Judendorf-Straßengel ein vermeintlicher Titelaspirant war. Und es war auch klar, dass für uns der Aufstieg in die nächste Liga wichtiger war, als der Steirer-Cup.

Das Spiel selbst war ein Kampf auf Biegen und Brechen. Keine Mannschaft wollte nachgeben, jeder Spieler wollte unbedingt das erlösende (Sieges-)Tor zum 1:0 machen. Es gelang schlussendlich niemanden der am Feld stehenden Akteure. Aber eines war nach Abpfiff trotzdem klar: Gegen uns werden sich alle Teams zerreißen, jedes Spiel wird Kategorie „Cupfinale“. Für den GAK würde es keine „normalen“ Ligaspiele geben. Herzlich willkommen in der 1. Klasse.

 

Martin Kreisl, GAK-Kapitän von 2013 bis 2015:

Das erste Spiel nach dem Neustart war natürlich etwas ganz Besonderes. Das hat man auf dem Platz und natürlich auf den Zuschauerrängen gemerkt. Leider war das Ergebnis nicht ganz so, wie wir alle uns das gewünscht hätten. Es war aber der historische Start von etwas ganz Besonderem und da war das Ergebnis mehr oder weniger Nebensache: Der Phönix ist wieder aus der Asche auferstanden.

Ich bin Stolz einen Teil dieser Reise mitgemacht zu haben, als Spieler und als Tormanntrainer. Mit diesen Fans im Rücken, ohne die bestimmt nicht so viel möglich gewesen wäre, bin ich mir sicher, dass wir schon sehr bald wieder ganz oben sind, da wo der GAK hingehört.

 

Michael Hierzmann, GAK Media-Team:

Das Spiel gegen den damals noch „GSV Judendorf-Straßengel“ heißenden (heute „SV Gratwein-Straßengel“) Verein war für mich auf mehrere Arten etwas Besonderes. Zum einen ist es der Verein, bei dem ich selbst zehn Jahre lang in der Jugend gespielt habe, zum anderen ist die Gemeinde auch meine Heimat. Dieses Spiel war aber auch das erste GAK-Spiel, bei dem ich nicht nur als Fan, sondern auch als ehrenamtlicher Mitarbeiter tätig war. Und vor allem wusste ich schon damals, dass bei diesem Verein wieder etwas Großes entstehen würde. Und so ist es auch. Fünf Jahre später stehen wir wieder da, wo wir aufgehört haben. Und das stärker und mit mehr Zusammenhalt, als jemals zuvor.

 

Harald Rannegger, GAK-Obmann:

"Unsere KM traf am 17. August in der 1. Runde der 1. Klasse Mitte A zuhause auf GAC. Die ca. 1000 Zuschauer sahen ein torloses 0:0-Unentschieden." So nüchtern klang der Judendorfer Spielbericht damals! Doch für uns Rote – all die positiv Wahnsinnigen, die der Zerstörung unseres roten Herzensvereins von außen und innen trotzten – war es ein besonderes Spiel.

Ich bin halblinks außerhalb der Judendorfer Tribüne mit dem Ligareferenten gestanden, war nervös wie sonst nie und habe an die vielen Prügel von vielen Seiten in den Wochen zuvor gedacht. Egal! Eigentlich wollte ich, dass das Spiel rasch vorbei ist. Auch um den ganzen Auguren entgegenzutreten, die es eh immer schon gewusst haben, dass da nichts und niemals mehr was daraus werden kann… Auch mir ging durch den Kopf: Wo stehen wir? Was können wir erreichen? Haben wir etwas falsch gemacht? Wohin führt uns unser Weg? Bin ich der Richtige? Fragen über Fragen, auch eine gewisse Unsicherheit und Unvorhersehbarkeit. Aber dann liefen "Voiti", "Ali", "Richi" und Co. in Judendorf auf. Alles egal! Sie spielen, das war das Wichtigste!

Von außen wurden wir damals milde belächelt und offen verlacht – der GAK in der „Holzkistenliga“! Aber unsere Roten spielten wieder, das Ergebnis war – egal! Ein wohliges Gefühl der Zufriedenheit, es geht weiter! Abklatschen! Ja, 1. Klasse Mitte A – die achte Leistungsklasse. Wo hat es uns denn da hinverschlagen, nach Liverpool, Boro oder Ajax. Aber egal, wir nahmen die Herausforderung an. Mir war klar: Ich bin dabei!

 

Simon Michl, GAK Media-Team:

Das Spiel in Judendorf kannst du einfach nicht vergessen. Sagt einer wie ich, der seit 18 Jahren zu GAK-Spielen fährt und etliche steirische Sportplätze genauso wie ein Europacup-Finale erlebt hat. Eigentlich kann ich das ganze Jahr 2013 nicht vergessen. Am Tag vor meiner Matura fuhr ich nach Graz zur Generalversammlung des GAC. Ein bisschen Unsicherheit ob dieses radikalen Neuanfangs war in der letzten Ecke meines Hirns noch da, aber es musste einfach sein. Ein paar Wochen später saß ich dann bei der Maturareise auf dem Balkon meines Zimmers, ließ die türkische Morgensonne vor mir aufgehen und las auf meinem Handy: „Gernot Plassnegger wird GAC-Trainer“. Vielleicht war es der Restalkohol, der meine Glücksgefühle überborden ließ, aber da dachte ich mir erstmals, das wird groß.

Und dann kam Judendorf. Zum ersten Mal bin ich mit dem Zug zu einem GAK-Spiel gefahren. In Deutschlandsberg eingestiegen, am Grazer Hauptbahnhof umgestiegen und dort zwei Rote kennengelernt, die zufällig mit dem selben Zug reingefahren sind. Seitdem stehen wir oft zusammen in der Kurve, so wie damals. Wir wollten einfach unseren GAK wieder kicken sehen. Vom Kick selbst hab ich nicht viel gesehen, weil ich irgendwo in der dritten oder vierten Reihe gestanden bin. Aber das war wurscht. Es blieb auch in den nächsten Jahren wurscht. Denn von diesem Tag an war mir klar, auch wenn ich dort ebenfalls ein paar Bier in meinem tiefroten Blut hatte: Ja, das wird groß. Ganz groß.

Fünf Jahre später ist Judendorf wirklich was Besonderes. Und irgendwie doch was Normales, dachte ich mir, als ich die anderen Erinnerungen hier durchlas. Weil diese bodenständigen, einfachen Unterhaus-Geschichten haben wir seit 2013 oft erlebt. Judendorf war nur der Anfang, damals komplettes Neuland, aber es wurde unser Alltag, ganz real. Dann hab ich mir heute die Fotos von diesem Spiel noch einmal in Ruhe angesehen: Und auf einmal wirkte es doch so surreal. So weit weg, wenn man denkt, wo wir heute spielen und zurückdenkt, was wir seitdem so alles erlebt haben. Aber es waren nur fünf Jahre von ganz unten bis in die 3. Liga – haben wir das wirklich geschafft? Ja, gemeinsam war das möglich. Man kann allen, die das damals möglich gemacht haben und seitdem dabei waren oder noch immer sind, gar nicht genug dafür danken, was sie für den GAK, für uns, getan haben. Wir dürfen uns glücklich schätzen.

>>> Zu den Facebook-Fotos des Spiels

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902