GAK 1902 Aktuelles
News / Dieter Demmelmair / Sonntag 19.08.2018

Er löscht unseren Durst mit Herzblut

Der klar überlegene GAK 1902 besiegt den FC Lendorf mit 2:1 - dank eines Last-Minute-Tores von Didi Elsneg. Unser "Man of the Match" ist aber ein Mann, der gar nicht Teil unserer Elf ist, sondern Mitglied eines viel größeren Teams.

Der GAK feierte am Tag des Matches gegen den FC Lendorf seinen 116. Geburtstag. Der vor mehr als fünf Jahren todkranke GAK überlebte nur dank ganz vieler Herzblutspenden. Und die braucht er noch immer. Denn wir leben, weil abseits des Platzes Woche für Woche Menschen viel Zeit und Liebe in unseren Verein stecken. Menschen wie Helmut Adler. Er steht hier stellvertretend für all jene, die dafür sorgen, dass wir überhaupt Siege wie jenen gegen Lendorf feiern dürfen. Ohne diese Menschen gäbe es nichts zu feiern - weil es den GAK nicht mehr gäbe.

Deshalb spielen wir in diesem Bericht einen Doppelpass zwischen Helmut und dem Match, zwischen Mannschaft und Helfern, zwischen Platz und Bierstand. Letzterer ist jener Ort, wo der 41-Jährige lange vor und lange nach dem Match anzutreffen ist. Er ist der "Bier-Kapitän" (Zitat: Edith Mader, Chefin des großartigen "Club 1902"-Teams), er löscht unsere durstigen Kehlen. Und in jedem Bier stecken nicht nur Hopfen und Malz, sondern auch jede Menge Herzblut. 

Es ist 13 Uhr. Während Lukas Graf sich gerade nach dem Mittagessen entspannt und auf das Match konzentriert, macht sich Helmut auf den Weg zum Bahnhof seines oststeirischen Heimatortes Fehring. "Um 13.30 Uhr geht mein Zug, um ca. 15.15 Uhr treffe ich meistens in Weinzödl ein." Dann wird der Bierstand aufmagaziniert, die ersten durstigen Fans finden den Weg zum dreifachen Vater und seinen tollen Kollegen. 

Stichwort "Weg finden": Das erste Mal den Weg ins Casino-Stadion gefunden hat "Heli" im Jahr 1991. Allerdings erst im vierten Anlauf. "Wenn ein 14-jähriger ,Bauernbua' wie ich in die große Stadt kommt, dann kann das schon ein bisschen überfordern. Und fragen, wo das Stadion ist,  tut man natürlich nicht. Weil das ist ja peinlich!", schmunzelt Helmut. Und so irrte er eben dreimal umsonst durch Graz, war überall, sogar in Liebenau, aber eben nicht in der Körösistraße. Das gelang ihm erst im vierten Anlauf, dafür ist er für immer bei uns geblieben. Vom kleinen Fehring aus begleitete er unseren GAK in die große weite Fußballwelt (Monaco) genauso wie etwa nach Kottingbrunn.

17.30 Uhr: Während Patrick Haider sich im noch fast leeren Stadion aufwärmt, ist Helmut längst warmgelaufen. Es wird gezapft, was das Zeug hält. "Als der GAK in der ersten Klasse einstieg, wurde ich gefragt, ob ich nicht als Bierträger bei den Heimspielen tätig sein will. Klar habe ich zugesagt, auch wenn man da halt nicht so viel vom Match sieht!" Seit der Gebietsliga sieht Helmut etwas mehr, da übersiedelte er zum Bierstand am Vorplatz. Aber er sieht nicht immer alles, schließlich muss man sich ja vor dem Abpfiff schon auf den Fanansturm vorbereiten. "Beim legendären Voitsberg-Match bin ich in der 86. Minute beim Stand von 0:1 raufgegangen. Den Fans habe ich dann Siegerbiere ausgeschenkt - die Tore zum 2:1-Sieg habe ich nicht gesehen."

18.30 Uhr: Schiedsrichter Mag. Lino Heiduck, übrigens Nachwuchsleiter bei der Vienna, pfeift an. Für Helmut der Startschuss, runter ins Stadion zu gehen. Zusammen mit 1.870 anderen Roten sieht er einen GAK, der von Beginn an das Kommando übernimmt, aber vorerst ohne das erlösende - und bald überfällige - 1:0 zu erzielen. Immer wieder probieren Hackinger, Perchtold & Co. die tapfer kämpfenden, aber in der ersten Hälfte im wahrsten Sinne chancenlosen Lendorfer auszuspielen. Doch meist klappt der letzte Pass nicht oder der Ball geht drüber oder daneben.    

Der Wille war da, die Mittel fehlten noch. Zumindest bis zur 41. Minute. Gerade als Helmut sich schön langsam wieder in Richtung Bierstand begeben wollte, forderte Lukas Graf ein paar Meter hinter der Mittellinie energisch den Ball. Erfolgreich - und das war dann auch der von Graf angespielte Sebastian Prattes. Der Neuzugang nahm sich ein Herz und hämmerte den Ball aus gut und gerne 20 Metern halbhoch ins linke Eck. 

19:15 Uhr: Pause. Der Torschuss weckte Reminiszenzen bei Helmut. "Ich kann mich noch ganz genau an das erste GAK-Tor, das ich im Stadion gesehen habe, erinnern. Es war auch ein toller Schuss, Matjaz Kek hat damals einen Freistoß versenkt." 

19.30 Uhr: Während Marco Perchtold & Co. wieder den Platz betreten, schenkt Helmut die letzten Biere aus. Niemand muss besonders lange warten, jeder Handgriff sitzt. Ist es ein Gastro-Profi, der hier werkt? "Nein, mit der Gastronomie habe ich beruflich überhaupt nichts zu tun!", erzählt Helmut. Lange Jahre arbeitete er hauptberuflich bei der Rettung, nun ist er Obduktionsassistent im LKH Graz-West. 

Jetzt geht es für ihn wieder runter auf den Stehplatz. Bergab ging es - vorerst - auch für unsere Roten in Halbzeit zwei. Zuerst setzte Sebastian Prattes einen vom liegenden Dieter Elsneg gekommenen Ball an die Latte (50.). Beide Mannschaften agierten weiter wie in Hälfte 1. Der GAK war weiter feldüberlegen, Lendorf weiter tapfer, aber noch immer chancenlos. Bis zur 65. Minute: Ein Eckball von links wird flach hereingespielt, Lendorfs Marco Allmayer sprintet dem Ball entgegen und trifft vom Strafraumeck per sattem Schuss. Erste (Halb-)Chance, erstes Tor ... 

Ein Schock für Helmut, ein Schock für alle Fans unserer Roten. Und ein Schock für die Flutlichtanlage in Weinzödl, die einige Minuten lang die Arbeit verweigerte. Ganz im Gegenteil zu Lendorf-Goalie Lukas Kohlmaier. Der erledigte seine Arbeit sogar (leider) ganz vorbildlich und entschärfte mit Glanzparaden Topchancen von Luka Kiric (74.) und Alex Rother (76.). Unsere Roten - mittlerweile mit Christian Berger (für Prattes), Alexander Bauer (für Kiric) und Orhan Vardic (für Peter Kozissnik) am Feld - drängten weiter. Und Helmut machte sich kurz vor Ablauf der fünfminütigen Nachspielzeit auf den Weg Richtung Bierstand. Dann ließ Voitsberg grüßen. In mehrfacher Hinsicht. 

20.20 Uhr: Helmut betritt den Bierwagen, während Lukas Graf per Kopf nach Freistoßflanke Dieter Elsneg bedient. Jenen Elsneg, der diese Explosion der Freude über das "Latest-Minute-Tor" von Andi Fischer im Spiel gegen Voitsberg noch als Gegner erlebt hatte. Jetzt war es der Didi selbst, der Weinzödl zum Tollhaus machte. Wieder einmal unglaublich, was da abging. Dieses Geburtstagsgeschenk hat sich die Mannschaft verdient, weil sie bis zum Ende an den Sieg geglaubt hat. Unsere Kurve, ja alle, die gestern in Weinzödl waren, haben es sich verdient. Weil sie auch gestern wieder jede Menge Herzblut in Form von Anfeuerungen gespendet haben. Und Helmut hat es sich erst recht verdient. Auch wenn er es - wieder einmal - nicht gesehen, nur gehört hat.

21.30 Uhr: Unser sportlicher Leiter Alfred Gert hat davor in Interviews ordentlich "gegrantelt". Nein, zufrieden war er gleich nach dem Abpfiff nicht. Jetzt lächelt er aber schon wieder, entspannt sich am Weinstand im Kreise lieber Menschen. Er hat ja auch alles richtig gemacht im Sommer, mit Prattes und Elsneg haben zwei Neuzugänge getroffen. Der "Fredi" hat sich also diese paar Minuten des Feierns wirklich redlich verdient. Er wird dann aber bald in die Weststeiermark heimfahren. Wenige Meter davon entfernt ist bei Helmut von Entspannung noch keine Spur. Das Geschäft rennt, bis er in die Oststeiermark heimfahren kann, dauert es noch. "Bei der Meisterfeier war es 4 Uhr früh, als wir endlich alles aufgeräumt hatten", lächelt er.

00.08 Uhr: Während Dieter Elsneg vielleicht schon von weiteren Siegestoren träumt, besteigt Helmut den letzten Zug nach Fehring. Er wird gegen 2 Uhr nachts daheim ankommen, wird wieder insgesamt 13 Stunden für seinen GAK geopfert haben. Nein, das ist kein Opfer, wird er jetzt sagen. Denn: Er macht das gerne. Sehr gerne und voller Herzblut. Es ist sein Klub. Es ist unser Klub. Es sind seine Leute. Es sind unsere Leute. In uns allen, die den GAK seit dem Neustart begleiten, egal ob als Fan, Helfer oder Funktionär, steckt ein Helmut. 

Deswegen gratuliere ich hier UNS zum Sieg und UNS zum Geburtstag. Weil:

WE ARE GAK!

P. S.: Gratulation an Stefan Kammerhofers KM II, die Murfeld 2:0 (Tore: Elvedin Kehic & Jan Gruber) besiegte und Tabellenführer ist.

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