GAK 1902 Aktuelles
News / Dieter Demmelmair / Sonntag 14.10.2018

Helden für mehr als nur einen Tag

Der GAK 1902 besiegt den USV Allerheiligen mit 2:1. Es war ein heroischer Fight, weswegen wir uns Anleihen bei "Superman", "Obelix" und David Bowie holen.

"Superman" konnte fliegen, weil er als Kind mit Kryptonit in Berührung kam. "Obelix" fiel in den Zaubertrank und wurde übermenschlich stark. Helden? Ja - aber eben nur in Comicheften. Denn die echten Helden sind jene Menschen, die sich ihr Heldentum hart erarbeiten müssen, an ihre Grenzen gehen müsen, um Heldentaten zu begehen. Jene, denen ihre Fähigkeiten nicht quasi in die Wiege gelegt wurden, das sind die Helden, die wir doch wirklich lieben. Auch weil sie manchmal zu tragischen Helden werden können. Und weil sie dennoch nie aufgeben.

Über die einen werden Comics verfasst, über die anderen muss man aber ganze Epen schreiben. An einem solchen Epos haben am Samstagabend wieder einmal unsere Roten geschrieben - mit tatkräftiger Mithilfe eines wirklich starken Gegners aus Allerheiligen. Die Nacherzählung dieses Epos' beginnt mit dessen Epilog:

Abpfiff! Unsere Roten jubeln, ein erleichterter Trainer David Preiß dreht sich auf dem Feld zu mir und sagt: "Für deinen Matchbericht: Zwei unserer Spieler mussten sich in der Pause übergeben!" Ich stapfe auf Gerald Säumel zu, um ihn zum Interview zu holen. Der Gerry strahlt zwar, die Anstrengungen der 90 Minuten davor kann sein Lächeln aber auch nicht überstrahlen. "Wenn es noch eine Minute länger gegangen wär, dann ...", sagt er völlig ausgepumpt.

Ganz am Anfang dieser heldenhaften Story steht die Nachricht vom Kreuzbandriss bei Didi Elsneg. Ganz am Anfang steht also ein tragischer Held. Der aber natürlich nach Weinzödl gekommen ist, schon wieder lächelt, und mit voller Wucht die Gewissheit vermittelt, dass das "tragischer" vor dem "Held" bald wieder gestrichen wird.

Und dann sind da diese Jungs, die sichtlich noch mehr zusammengerückt sind. Elsneg verletzt, Sebastian Prattes gesperrt - egal, sie werden Vollgas geben. Und sie tun es auch. Aber an diesem Samstagabend in Weinzödl hatte der GAK so zu kämpfen, wie das einst ein großer Formel 1-Held mit einem anderen (nicht nur körperlich nicht ganz gleich großen) anderen Formel 1-Helden tun musste. Wenn der GAK Ayrton Senna war, dann war der USV Allerheiligen Alain Prost. Denn auch unser Gegner drückte ordentlich aufs Gaspedal - Respekt!

Dennoch waren es unsere aus der Poleposition (= Tabellenführung) gestarteten Roten, die nicht nur die erste sehr große Chance hatten (Hackinger, 5.), sondern auch das erste Tor erzielten. Luka Kiric umkurvte in der 31. Minute den - guten! - Tormann Allerheiligens, Florian Schögl, und schoss zum 1:0 ein. Kiric - genau so ein Held, den man lieben muss. Zuletzt nicht immer ganz oben, nicht immer in der Lage, alles abrufen zu können. Aber hat er aufgegeben? Nein, ganz im Gegenteil. Das war sein Tag!

Nur drei Minuten später fast das 2:0. Lukas Graf, der einmal mehr eine bärenstarke Defensivleistung zeigte, bewies, dass er auch offensiv ganz viel drauf hat. Ein energischer Vorstoß des Obersteireres mündete in einem tollen Pass auf Kiric, der scharf zur Mitte passte. Dort rutschte Andreas Fischer nur knapp am Ball vorbei. Überhaupt Fischer! Man muss auch ihn zum Helden ernmennen. Unglaublich, wieviel Kilometer er vorne als Solospitze machte, wie entschlossen er den Kampf gegen oft drei Verteidiger aufnahm. Vor allem muss man auch jene vielen Meter sehen, die er ohne Ball machte.  Man kann Stürmer an ihren Toren messen. Das sollte man in manchen Spielen aber nicht. 

Pause. Schon die erste Halbzeit war so intensiv, wie es noch wenige Matches in Weinzödl waren. Dominik Hackinger und Dominik Derrant teilen sich nicht nur den gleichen Vornamen, sie gaben diesmal auch beide so viel Gas schon in den ersten 45 Minuten, dass sich das in der Pause so äußerte, dass statt Nahrungsaufnahme deren Abgabe auf dem Programm stand.

Aber: Meister wird man, wenn man dem alles unterordnet, wenn man eben voll an die Grenzen geht. Wenn man wie Hackinger und Derrant sich total überwindet und an die Schmerzgrenze geht. Geschmerzt hat auch der verdiente Ausgleich der ebenfalls großartig kämpfenden Allerheiligener (womit mein lieber Freund "Happy" nun auch weiß, wie man die Bewohner Allerheilgens nennt). In der 48. Minute traf Petar Zubak zum verdienten, wenn auch aus GAK-Sicht nicht unumstrittenen, Ausgleich. 

Aber wer dachte, dass damit die Achillesferse unserer Helden getroffen wurde, der irrte. Nur drei Minuten später war wieder Luka Kiric zur Stelle und besorgte das 2:1. Den späteren Endstand - doch um diesen tatsächlich zu fixieren, bedurfte es genau das, was man so gerne als "mit vereinten Kräften" bezeichnet. Es ist genau das, was diese Mannschaft so stark macht: Ihr Kampfgeist, ihr Wille, füreinander in die Breschen zu springen. Und auch einmal wie Alexander Rother aus taktischen Gründen auf der Bank sitzen zu müssen und das selbstverständlich zu akzeptieren. Diese Jungs, alle, ob auf dem Feld oder auf der Bank, haben eines verinnerlicht: Es werden Woche für Woche einzelne Spieler etwas mehr heldenhaftes als die anderen haben - aber am Ende wird die Mannschaft der große, alles überstrahlende, Held sein.

David Bowie sang einst in "Heroes": "We can be heroes just for one day". Unsere Jungs können Helden für viel längere Zeit sein. Mehr noch: Sie können es nicht nur, sie sind es auch. Helden wie "Superman" oder "Obelix" sind fehlerlos, dort wo sie ihre Superkräfte einsetzen können. Unsere Helden wie Gerald Säumel machen Fehler - aber sind am Ende dennoch Sieger. Weil sie eben kämpfen bis zum Umfallen. Weil sie diese Demut in sich tragen, die Demut, vor einem solchen Publikum, für einen solchen Verein, spielen zu dürfen. Weil sie - wie wir alle - ein Motto haben:

WE ARE GAK!

P. S.: Kommenden Freitag (19 Uhr) gastiert unser GAK bei den WAC Amateuren. Am Mittwoch danach (24. 10., 9 Uhr) steht dann das "Steirer-Cup"-Match in Gössendorf auf dem Programm. Beim Match in Gössendorf werden auch Tickets für den Cupschlager gegen den KSV (1. 11., 11 Uhr) verkauft. Alle Infos zu den VVK-Terminen gibt es hier!

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902