GAK 1902 Aktuelles
News / Dieter Demmelmair / Montag 21.10.2019

Ein diskussionswürdiges Match ...

Unser GAK verliert zum 6. Mal in Folge - diesmal in Kapfenberg und mit 0:2. Spätestens jetzt wird diskutiert - und das soll es auch. Auch wir reden mit!

Was hätten sich denn da für verbale Möglichkeiten aufgetan, wäre der GAK in Kapfenberg als Sieger vom Platz gegangen? Analog zum Wetter etwa (zuerst kalt und nebelig, dann strahlend schön) - einen Matchbericht-Titel a la "Auch für den GAK ging die Sonne auf" hätten wir uns alle gewünscht. Oder ornithologisch interessante Formulierungen in Richtung "Wie die Geier stürzten sich unsere Roten auf das Tor der Falken". Über "Fekete - hehehe!" hätten wir vielleicht gelacht. Und farbenfroh jubeln hätten wir können, dass die in Blau angetretenen Roten gegen die in Rot-Weiß angetretenen Hausherren ins Schwarze getroffen haben, was die grün und blau ärgerte und deren Fans gelb vor Neid werden ließ.

Alles nur Wunschtraum. Die Realität schaut diametral anders aus. Und darüber müssen wir reden!

Reden wir mal über den Trainer. "Der Trainer ist schuld", hört man jetzt nämlich von manchen Fans. Das darf man sagen, das muss man sagen dürfen. Man muss dann aber auch mit argumentativem Gegenwind rechnen. Denn es war nicht David Preiß, der Eckbälle ins Niemandsland des Strafraum-Rückraumes befahl - oder sie gar selbst dorthin schoss. Es war nicht David Preiß, der vor dem 1:0 des KSV eine Flanke per Kopf aufs eigene Tor verlängerte, was Patrick Haider zu einem unkontrollierbaren Reflex zwang und den Ball vor die Füße des Torschützen Paul Mensah lenkte. Es war nicht David Preiß im Triplepack, der vor dem 2:0 Paul Mensah zum gemütlichen Spaziergang an der Outlinie einlud. 

Es waren die Spieler. Reden wir über sie. Sie sind Menschen, keine Maschinen. Sie sind dezimiert, was sie zusätzlich verunsichert. Sie machen ungewohnt viele Fehler. Was vor Wochen noch gelang, wird nun zur scheinbar unlösbaren Aufgabe - ein mutiger Pass, der genau ankommt, eine Idee, mit der kein Gegenspieler rechnete. "Sie haben das Kicken verlernt", hört man. Nein, haben sie nicht. Die Mehrzahl von ihnen haben wir abgefeiert, als sie auswärts in Lustenau und Ried gewannen, völlig unerwartet. Wir haben sie daheim beim Sieg über Blau-Weiß Linz lautstark verehrt und wir sind explodiert vor Freude, als sie die OÖ Juniors mit dem letzten Angriff uralt aussehen ließen. Aber dann kippte - unerklärlicherweise - alles mit der Niederlage in Innsbruck. Irgendwo dort, rund ums Tivoli liegt der Mut, die Kraft, das Selbstvertrauen. Selbst für fußballerische Analphabeten ist sie lesbar, ihre Körpersprache. Es ist eine Sprache, in der geflüstert wird. In der es dutzende Synonyme für "Verunsicherung" gibt, aber ein Wort wie "Selbstbewusstsein" nicht existiert. Unsere Jungs reden nun in einer Sprache, die wir nicht kennen. Die wir zumindest in den letzten sechs Jahren nicht erlernt haben. Wir haben seit dem Neustart so oft über Siege und Aufstiege sprechen können, dass wir das Reden über Niederlagen fast schon verlernt haben. Das gilt für die Spieler, aber auch uns Fans.  

Weswegen wir jetzt über uns reden. "Wir wollen die Roten sehen", haben viele von uns in Kapfenberg nach dem 2:0 gesungen. Zu Recht! Wir - und allen voran die Leute aus der Kurve - wir geben immer unser Bestes. Und nehmen uns daher das Recht heraus, das auch von den Spielern zu fordern. Aber was, wenn das eben das Beste war, was möglich war? Ein jahrzehntelanger Fan - leider auch ein gutes Orakel, der schon vor dem ersten Tor der Kapfenberger auf eine Niederlage tippte -, sagte vor Ort: "Ich will und kann das gar nicht bewerten, warum der Eine spielt, der Andere nicht. Ich weiß nicht, warum wir taktisch so spielen, wie wir es tun. Ich bin nämlich nicht beim Training dabei!" Aber eines weiß er: Absichtlich stellt keiner falsch auf, absichtlich spielt keiner schlecht.

Klar: Der Fisch beginnt am Kopf mit dem Stinken. Klar: Unsere Jungs haben zuletzt einfach schlecht gespielt. Und der Hut brennt bereits lichterloh, die Haare aber haben noch nicht wirklich was abbekommen (vier Punkte Rückstand auf Platz 3 ...). Brennt der Hut weiter, muss man schauen, wie man ihn am besten löscht. Weswegen wir vielleicht noch einmal über uns reden sollten. Denn der Trainer hat wenig Wahl - er muss die Spieler aufstellen, die er im Kader hat. Wir aber haben die Wahl: Wir können - jetzt erst recht - unsere Jungs am Freitag gegen Liefering (19.10 Uhr) nach vorne peitschen. Wir können ihnen Dosen (sic!) von Selbstvertrauen, Mut und Zuversicht aufs Spielfeld brüllen. Wir müssen das nicht. Wir können auch zuhause bleiben. Aber nur wer im Stadion ist und Gas gibt, kann zurecht sagen:

WE ARE GAK                 

P. S.: Die Mannschaft kam zur Verabschiedung zu den Fans (Foto oben). Sie versteckte sich nicht. Das verdient Respekt!   

 

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902