GAK 1902 Aktuelles
News / Wolfgang Gruber / Montag 17.10.2022

Alles Gute zum 80er, Walter Koleznik!

Wer in den vergangenen 60 Jahren mit dem GAK zu tun hatte, kennt Walter Koleznik.

Sogar der Fußballverein selbst scheint wechselhafter zu sein, als sein bedeutendster Protagonist: Zunächst, als Walter Koleznik zum GAK stieß, war Fußball eine Sektion im GAK, nach Zwangsabstieg und sofortiger Rückkehr in die Bundesliga wurde der „GAK Fußball“ 1977, im Jahr vor dem Karriereende seines Rekordspielers, ein eigenständiger Zweigverein im Stammverein. In den von einem Auf und Ab geprägten 80er-Jahren unterstützte der besonnene Charakter auch zunächst als Co-Trainer und schließlich als Trainer „seinen“ GAK. Als dieser Zweigverein schließlich seinen Spielbetrieb einstellte und der GAK erstmals in seiner Geschichte nur mehr im Jugendfußball vertreten war, stand Walter Koleznik gleichsam als „Pate“ an der Wiege des am 20.12.2012 vom ihm mitgegründeten heutigen „GAK 1902“, der rasch in den Stammverein aufgenommen wurde und die fußballerische Lücke im Verein umgehend schloss. Mehr noch: Kolezniks Enkel Kai war Spieler der Gründungsmannschaft und damit die Familie Koleznik in dritter Generation in den Aufstellungen des GAK präsent: Walter, Gernot und schließlich Kai – eine vermutlich einzigartige Konstellation im Österreichischen Fußball.

walter koleznik
Im Krisenjahr 2012 gründet Walter Koleznik mit Zwischenberger, Fischl und Hoyos den „GAK 2012“ nachdem der „GAK-Fußball“, gegründet 1977, nicht mehr zu retten ist. Dieser „Auffangverein“ musste aufgrund einer Untersagung der Namensnutzung durch den Stammverein zunächst in „GAC – Grazer Allgemeiner Club für Fußball“ umbenannt werden und wurde, nach der Erfüllung zahlreicher Auflagen seitens des Stammvereines, schließlich am 14. März 2014 als „GAK 1902“ in den Stammverein aufgenommen.

Nach wie vor nimmt der dieser Tage seinen 80. Geburtstag Feiernde interessiert Anteil an den Entwicklungen des Vereines, dem er seine gesamte Karriere treu geblieben ist und dessen Fans ihn – eigentlich unnötig es zu erwähnen – selbstverständlich in die Jahrhundertelf gewählt haben.

jahrhundertmannschaft 2002
Die GAK Jahrhundertmannschaft 2002

Der GAK 1902 gratuliert und sagt „Danke!“. Danke für den Einsatz im Verein, danke für die vielen Tore und die damit verbundenen wunderschönen Nachmittage. Danke für die Treue (und auch danke an Frau Koleznik und Sohn Gernot, die wohl das überzeugendste Argument waren, in Graz zu bleiben, statt die Karriere in Frankreich fortzusetzen), danke für die stets in bescheidenem Ton erzählten herausragenden Erlebnisse, die Weitergabe der Erfahrungen aus Vollzeitberufstätigkeit inklusive Nachtschicht vor einem Spiel, die wir uns heute gar nicht mehr vorstellen können.

Kein Bericht über Walter Koleznik kommt ohne einen Hinweis auf den noblen, sympathischen, heiteren und uneitlen Charakter des Jubilars aus. Diese hervorstechenden Eigenschaften sind ganz offensichtlich selten geworden und wir dürfen uns den Menschen Walter Koleznik hier auch zum Vorbild nehmen. Darauf angesprochen, dass der GAK ja „immer den technisch hochstehenden Fußball gespielt“ habe, während der Stadtrivale eher die „Kämpfertruppe“ gewesen sei, lacht unser Derby-Rekordtorschütze und belehrt mich in Ruhe darüber, wer damals in den 60ern bei Sturm so gespielt habe und dass das zeitweise mehr als technisch hochstehend war und dass „wir“ damals nicht immer die gleiche feine Klinge zu führen in der Lage waren. Auf die Frage nach den eigenen Fähigkeiten entgegnet der Rekordspieler des Vereins mit 401 Einsätzen sanft, dass er ja „nur schnell“ gewesen sei und außerdem großartige Mitspieler gehabt hätte, die ihm den Ball aus 30, 40 Metern ja quasi „aufs Schuhband“ serviert hätten und er ja „nur mehr verwerten“ musste.

koleznik im uefa cup
Auch im UEFA-Cup war der GAK mit Walter Koleznik in erstmals vertreten – hier gegen Panahaiki Patras 1973 in Liebenau (C) Foto: Panahaiki Patras

Dass der herausragende Spieler auch er selbst ist, würde er so nie zugeben, aber 85 Tore (nach Willi Sgerm zweitbester Torschütze aller Zeiten) sprechen ohnehin für sich. In einer Zeit, als zunächst die Wiener Vereine und in den 70ern Innsbruck dominierte, kamen auch die Nationalteamspieler überwiegend aus Wien bzw. von Wiener Vereinen. An Walter Koleznik kam aber auch der Teamchef nicht vorbei. Bis zu den Protagonisten der frühen 2000er-Jahre war daher Walter Koleznik auch jener GAK-Spieler mit den meisten Nationalteameinsätzen, nämlich derer 6.

Teamtraining 1968:

koleznik beim nationalteam
Den jüngeren werden die abgebildeten Spieler optisch kein Begriff mehr sein, aber Erich Hof (2. Von links) war ein Techniker von Weltformat und steht in einer Reihe mit Sindelar, Ocwirk oder Prohaska. ganz rechts: Walter Koleznik

Im Gespräch wird jedoch auch deutlich, dass es im Leben Walter Kolezniks eine größere Liebe als jene zum GAK gibt: Wenn er über das Talent seines, durch eine schwere Verletzung zum zu frühen Karriereende gezwungenen, Sohnes Gernot spricht, über das ernste Gespräch mit seinem Enkel, dass der Name Koleznik im GAK auch eine Bürde für den jungen Spieler sein könne, wenn er über die Entscheidungen in seinem Leben redet, die er nie ohne die Zustimmung seiner Frau getroffen hat – dann wird überdeutlich, dass die Familie das Fundament des Lebens und der außergewöhnlichen Karriere ist.

koleznik mit enkel

Der GAK und Walter Koleznik – das ist eine über Jahrzehnte gehende Bindung. Lernen wir vom Jubilar den Respekt für die Leistung des sportlichen Gegners, schneiden wir uns eine Scheibe ab von der Handschlagqualität seiner Zusagen und nehmen wir uns, wie er es vorlebt, nicht zu wichtig.

gak gegen stockerau
Walter Koleznik führt den GAK 1975 aufs Feld und zurück in die Bundesliga.

Walter Koleznik hat im Leben nicht riskant „alles auf eine Karte“ gesetzt, sondern im Beruf bei der SGP, der ihm wichtig war, auch, als eine Profikarriere im Ausland lockte, in der Familie und durch die zunächst auch ein wenig zufällige Vereinswahl (eigentlich wollte er zur Grazer Austria gehen, weil er meinte, nicht gut genug für den GAK zu sein) trotzdem die richtigen Entscheidungen getroffen. Mit uns gratuliert Fußballösterreich und der Steirische Verband und wir wünschen unserem Rekordspieler, Trainer und Vereinsgründer alles Gute, Gesundheit und Freude am und mit dem GAK 1902.

Beim bevorstehenden Derby hätte wohl niemand etwas dagegen, würde es enden wie das letzte Spiel Walter Kolezniks im roten Dress. In der vorletzten Runde der Saison 1977/78 siegten die „Roten“ im Duell mit dem Stadtrivalen nämlich 1:0… Das wäre doch eine Geschenkidee…

gak gegen stockerau
Zwei legendäre Kapitäne – Franz Beckenbauer und Walter Koleznik mit dem Schiedsrichterteam anlässlich des Jubiläumsspieles „70 Jahre GAK“ gegen Bayern München am 6. September 1972.

Fotos: © GEPA, Fischer/Sammlung GAK 1902, Votava Archiv Pennitz – Sammlung Wiener-Pucher/Sammlung GAK 1902

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902