GAK 1902 Aktuelles
News / Wolfgang Gruber / Mittwoch 09.10.2024

Fluch oder Segen?

2004 geht das GAK-Trainingszentrum in Graz-Weinzödl in Betrieb – damit wird zwar das jahrzehntelange Problem der Trainingsinfrastruktur gelöst. Im Gegenzug muss allerdings der alte GAK-Platz in der Körösistraße aufgegeben werden.

Das Jahr 2004 geht die Annalen des GAK-Fußball ein: nach dem erstmaligen Gewinn der Meisterschaft und dem vierten Cupsieg vor dem Sommer, geht im Herbst der so genannte „GAK Sport-, Natur- und Freizeitpark“ in Graz-Weinzödl in Betrieb. Die hochmoderne Anlage schafft endlich eine adäquate Infrastruktur für das Training aller Mannschaften. Auf knapp 67.000 m² entstehen fünf Trainingsplätze mit Fluchtlichtanlage, davon einer mit Kunstrasen (der 2023 erneuert wurde). An das Funktionsgebäude mit Kabinen, Spielerhomes, Verwaltung und Gastronomie ist eine Zuschauertribüne mit knapp 400 Plätzen für Platz 1 angeschlossen. Dort sollen fortan Spiele der Amateure und der Jugendliga-Teams stattfinden.

Die Projektkosten werden mit 7 Mio. Euro veranschlagt, wobei Stadt Graz und Land Steiermark jeweils ein Drittel der Baukosten beisteuern. Der GAK finanziert seinen Teil durch den Verkauf der Pachtrechte am alten Platz in der Körösistraße. Die Anlagen des GAK-Tennis bleiben davon unberührt und befinden sich weiterhin in der Körösistraße. 2023 entsteht dort ein neues Klubhaus und ein zusätzlicher Freiplatz.

Als 1902 die Hauptmühlwiese in der Körösistraße als Sportplatz für den neuen Verein gefunden wurde, waren die Trainingsumfänge in den diversen Sportarten noch begrenzt. Und dafür reichte über Jahrzehnte die Sportanlage für die Fußballer, Leichtathleten, später Feldhandballer und Basketballer aus. Bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg vermietete man den Platz auch an Schulen bzw. andere Vereine und Veranstalter.

Schlechte Trainingsbedingungen

Aber mit der zunehmenden Professionalisierung musste eine Lösung für den Trainingsbetrieb her. Man darf in dem Zusammenhang nicht vergessen, dass in der Zeit an Spieltagen bis zu zwei Vorspiele (darunter meist ein Feldhandballspiel) vor dem Hauptmatch stattfanden bzw. auch Doppelveranstaltungen keine Seltenheit waren. 1957 machten sich die Vereinsverantwortlichen Gedanken über eine Lösung und 1961 konnte eine Fläche nördlich des GAK-Platzes (und südlich der Rottalgasse) angekauft werden. Später fanden dort auch Spiele von Nachwuchsmannschaften statt. Nach dem Neubau der Westtribüne Mitte der 1950er-Jahre war das die nächste große Investition in die Sportanlagen nach 1945.

Allerdings währte die Freude nur relativ kurz, weil am Ende des Jahrzehnts der Klub vor einem großen Schuldenberg stand (u. a. wurde 1969 die hölzerne Osttribüne durch einen Stahlbeton-Neubau ersetzt) und man sich von dem angekauften Areal bereits wieder trennen musste (heute steht dort das bekannte Doppel-Y-Haus mit der Adresse Johann-Strauß-Gasse). Vom Verkaufserlös von knapp 1,8 Mio. Schilling (ca. 130.000 Euro) blieben dem Verein am Ende 400 Schilling (ca. 29 Euro)! Damit war man zwar kurzfristig schuldenfrei, hatte aber keinen Trainingsplatz mehr. Als Ersatz plante man kleinere Flächen hinter dem Südtor und in der Nordostecke (wo nach der Sanierung in den 1980er-Jahren der Parkplatz situiert war), dafür sollte eine neue Nordtribüne mit bis zu 4.000 Stehplätzen entstehen. Es blieb aber beim Plan …

Training am alten Platz
Körösistraße 1961: am linken Bild sieht man die nordwestliche Ecke des alten GAK-Platzes (noch mit Laufbahn), dahinter kann man den damals neu erworbenen Trainingsplatz erahnen, man beachte die große Werbetafel mit der Aufschrift „Scharlachberg“ – am rechten Bild der Gegenschuss vom Übungsgelände aus in Blickrichtung Süden (Schloßberg im Hintergrund), die im linken Bild angesprochene Werbetafel ist nun von hinten zu sehen © Fischer/Sammlung GAK 1902
Training im Schnee
Ende Jänner 1963 wird am Trainingsplatz bei tief winterlichen Verhältnissen mit Eugen Ravnic ein neuer Torhüter vorgestellt. Auf der linken Bildhälfte sieht man in Richtung Norden (links verläuft der Schwimmschulkai), wo auch man die Bebauung am westlichen Ende der Rottalgasse erkennen kann. Rechts ist die Bretterwand (mit einem kleinen Durchgang) zum Stadion hin zu sehen © Fischer/Sammlung GAK 1902

Nach dem Wiederaufstieg 1975 zog der GAK mit seinen Spielen in das Bundesstadion Liebenau (in dem Anfang der 1970er schon Wochentags-Meisterschaftspiele stattgefunden haben), die Körösistraße blieb als Trainingsstätte und verfiel immer mehr. Der Platz wurde nach einer Sanierung und Neugestaltung (mit einer neuen Südtribüne und einem kleinen Trainingsplatz im Norden) 1986 wieder eröffnet. Weitere Teile des Projekts (Flutlicht, Tribünenüberdachungen) folgten nicht mehr. Zur Schuldentilgung musste 1990 sogar das kurz zuvor erbaute Klubhaus (es stand auf GAK-eigenem Grund am ehemaligen Mühlgang) verkauft werden. Trotzdem waren die Trainingsbedingungen weiterhin schlecht, sodass man gerade für die Jugendarbeit größtenteils ausweichen musste, beispielsweise nach Eggenberg (dort trainierte auch schon die Kampfmannschaft regelmäßig), zum FC-Graz-Platz in die Viktor-Franz-Straße (der Verein war ab Mitte der 1980er-Jahre Kooperationsverein) und auf den BULME-Platz in Gösting. Später wurde auch in Stattegg und Gratkorn (Kunstrasen), aber auch weiterhin am Hauptfeld trainiert. Spiele von Jugendmannschaften fanden teilweise in Thal oder am Austria-Platz statt.

Exkurs: Der GAK-Stammverein & der Allgemeine Sportverband Österreichs (ASVÖ)

Als 1902 der Grazer Athletiksport-Club gegründet wurde, wurden allen Sektionen zentral geführt. Aufgrund der zunehmenden Größe führte man 1924 die Selbstverwaltung der Abteilungen ein, später erhielten die größeren und finanzkräftigeren (v. a. Fußball, Tennis) zusätzlich eigene Rechnungskreise. Im so genannten Hauptausschuss, dem (erweiterten) Vereinsvorstand sind (bis heute) die gewählten Funktionäre sowie die Vertreter (Beiräte) der einzelnen Sektionen/Zweigvereine vertreten (bis 100 Mitglieder ein Beirat, bis 500 zwei und ab 500 drei). Die Abteilungen führ(t)en zudem, je nach Größe und finanziellen Notwendigkeiten, entsprechende Beiträge an den Gesamtverein ab, der damit die finanzschwächeren Sportarten unterstützt(e). Neben dem Beitrag für den Gesamtklub mussten die Mitglieder zumeist zusätzlich Sektionsgebühren entrichten. Mit elf Abteilungen war zwischen 1932 und 1935 der Höchststand erreicht. In acht davon waren auch Frauen aktiv.

Nach dem 2. Weltkrieg wurden die finanziellen Belastungen für den Gesamtverein immer höher, zumal die größeren Sektionen ein Vielfaches an Budget gegenüber den kleineren Sektionen hatten. Das galt vor allem für die Fußballsektion – finanzielle Probleme hätten da den gesamten Verein mitgerissen. Deshalb entschied man sich 1975 alle noch aktiven fünf Sektionen (die Eishockeysektion wurde 1976 eingestellt) die Möglichkeit zu geben, sich unter dem Dach des Gesamtvereins selbständig zu machen. Die Sektion Wasserspringen war bis 1994 die letzte aktive Sektion des ehemaligen Gesamtvereins, nunmehr Stammverein genannt. Die Vereine, die Teil des Stammvereins sind, dürfen mittels Gestattungsverträgen den Namen „Grazer Athletiksport-Klub“ tragen.

1949 wurde der Allgemeine Sportverband Österreichs (ASVÖ) als überparteilicher und unabhängiger Gegenpol zu den politisch ausgerichteten Dachverbänden (ASKÖ, Union) gebildet. Der GAK war einer seiner Gründungsmitglieder, auch der Lokalrivale oder der ATG gehört ihm an, ebenso wie Vorwärts Steyr, die SV Ried oder Austria Lustenau. Dr. Armin Arbeiter, ein langjähriger Vereinsfunktionär, der als Begründer der steirischen Leichtathletik gilt, war nicht nur am Aufbau des ASVÖ beteiligt, sondern auch jahrelang sein Präsident. Er war schon in der Zwischenkriegszeit mit an der Vereinsspitze, führte den GAK in der NS-Zeit. Als Parteimitglied musste sich Arbeiter einem Entnazifizierungsverfahren unterziehen und wurde als minderbelastet eingestuft.

Eroeffnung des Trainingszentrums
Die offizielle Eröffnung des GAK-Trainingszentrums am 1. Oktober 2004 mit viel politischer Prominenz und einem Tag der offenen Tür © GEPA
Blick auf das Trainingszentrum
Blick auf die gesamte Anlage: im Vordergrund Platz 1 mit der mobilen Tribüne und dem Funktionsgebäude mit Kabinen, Klubkantine und Zimmern für die Akademie, dahinter die drei weiteren Rasenplätze, so wie der Kunstrasenplatz. Ganz hinten ist das Klubhaus der Juniors zu erkennen, ganz rechts in Rot die GAK-Geschäftsstelle © MCG/Krug

Der Dachverband unterstützt nicht nur bis heute die einzelnen Sportarten des GAK, sondern ist ein wichtiger Faktor bei der Erhaltung der Infrastruktur. Als die Pachtzahlungen an das Ältere Grazer Bäcker-Mühlenkonsortium für die Sportanlage in der Körösistraße nach Ende des 2. Weltkriegs immer mehr zur Belastung für den Verein wurden, kauft der ASVÖ 1952 die Grundstücke und überlässt sie dem GAK zu einem günstigeren Pachtzins (100 Jahre mit Option auf Verlängerung). Damit kann der Sportbetrieb langfristig gesichert werden.

Aus einer Idee wird Wirklichkeit

Durch den Umzug ins neue Liebenauer Stadion wurde der GAK-Platz ab 1997 wieder reiner Trainingsort. Bereits 1994 stand deshalb ein Verkauf der Sportanlage im Raum, wobei sich der GAK-Stammverein (bis zum Schluss) dagegen wehrte (er war/ist der offizielle Pächter der Anlage – das neue Trainingszentrum wurde direkt vom Fußballzweigverein gebaut) und Ersatz für den Platzverlust forderte. In Messendorf war – ebenso wie für Sturm – eine Fläche für die Athletiker reserviert und dort sollten zwei Trainingsplätze entstehen (aus dem Verkaufserlös vom Dachverband ASVÖ finanziert). Auch dazu kam es nicht …

1999 entstand schließlich die Idee für ein eigenes GAK-Trainingszentrum, im September 2001 folgte die Einigung von Vertretern des Landes und der Stadt auf den Standort Weinzödl. In diesem Zusammenhang entstand auch die Idee einer Ablöse für den Auszug aus der Körösistraße durch den damaligen Präsidenten des ASVÖ Steiermark, Dr. Gernot Wainig. Damit konnte der Verein seinen Anteil an der Finanzierung seines neuen Trainingszentrums bestreiten. Dazwischen waren unterschiedliche Projekte zur Diskussion gestanden, unter anderem in Grottenhof oder in Thal, immer wieder auch in Verbindung mit dem Stadtrivalen. Im November 2002 wurden schließlich die Projektunterlagen eingereicht, im April 2003 erfolgte der offizielle Spatenstich und in knapp 18 Monaten entstand das neue Zuhause der Rotjacken. Der ASVÖ verkauft in der Folge das Grundstück in der Körösistraße an die Wohnbaugesellschaft GWS, die auf dem Gelände eine Wohnsiedlung errichtet. Der alte GAK-Platz wird schließlich 2005 abgerissen.

Allerdings währte die Freude nicht lange. Die Rot-Weißen rutschten wenig später in finanzielle Probleme, die 2007 den Zwangsabstieg in die dritte Spielklasse zur Folge hatte. 2008 erfolgte dann der Verkauf der Anlage an eine Investorengruppe, die dort die Errichtung eines Gesundheitszentrums plante, um Schulden bzw. Verpflichtungen aus den Zwangsausgleichen zu tilgen. Der GAK war danach nur mehr Mieter in seinem erst kurz davor errichteten Trainingszentrum. Nach dem vierten Insolvenzverfahren und der Einstellung des Spielbetriebs im Oktober 2012 war es längere Zeit unklar, wie es in Weinzödl weitergeht, ehe der Gemeinderat im September 2013 dem Ankauf durch die Holding Graz zustimmte. Neben den beiden GAK-Fußball-Zweigvereinen (GAK 1902, Juniors) gibt es nun weitere Nutzer, u. a. den Hockeyclub Graz. Auch andere Räumlichkeiten am Gelände bzw. im Funktionsgebäude selbst wurden bzw. sind vermietet.

Ausbauten nach 2012 & Projekt Akademiepark

Wie schon punktuell vor 2012, entschied sich der GAK 1902 seine Heimspiele auf Platz 1 in Weinzödl auszutragen. Dazu wurde im Laufe der Zeit in mehreren Etappen eine mobile Tribüne errichtet sowie weitere Infrastruktur geschaffen (u. a. die Vereinsgaststätte „Club 1902“, das heutige Fancenter). Ein 2018 geplanter Neubau der hausseitigen Tribüne scheiterte letztlich an den Infrastrukturvorgaben der Bundesliga. Die GAK Juniors richteten ab 2016 ihr Klubhaus am nördlichen Ende der Anlage (bei Platz 5) ein. Im Zuge des Wiederaufstiegs in die 2. Liga wurde das ehemalige IMG-Gebäude als neue Geschäftsstelle angemietet, zuletzt die Gastronomie (neue Klubkantine „Heimspiel“, das ehemalige Restaurant „Red Corner“) sowie weitere Räumlichkeiten (ehemalige Spielerhomes) für den Akademiebetrieb übernommen.

Im Zuge der weiteren Professionalisierung ist geplant, im gegenüber liegenden, ehemaligen Pferdehof Dennig (Ecke Wiener Straße/Andritzer Reichsstraße) ein weiteres Trainingszentrum für die Akademie und den Frauenbereich einzurichten. Im so genannten „Akademiepark“ soll in der bestehenden Halleninfrastruktur eine Trainings- bzw. Athletik- und Rehaanlage sowie Büroräumlichkeiten entstehen, die im Moment Mangelware sind. Außerdem ist vorgesehen, dort einen zusätzlichen Kunstrasenplatz zu errichten. Damit soll die bestehende Infrastruktur im „alten“ Trainingszentrum wieder fokussiert dem Profibetrieb dienen, wofür sie eigentlich ursprünglich ausgerichtet war. Weiters steht eine Rückübernahme der jetzt als „Sport-Campus Weinzödl“ bezeichneten Anlage im Raum.

Fotos: © GEPA, MCG/Krug, Fischer/Sammlung GAK 1902

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902