GAK 1902 Aktuelles
News / Redaktion / Dienstag 09.05.2023

Savo Ekmečić – Die ewige Nr. 1 wird 75

Eine Rekordspielerkarriere in Zahlen.

Das symbolträchtige Geburtstagsjubiläum des am 9. Mai 1948 in Mostar im heutigen Bosnien-Herzegowina Geborenen bietet sich an, die Würdigung des roten Jahrhundertspielers mit Zahlenspielereien beginnen zu lassen: In 8 Meisterschaftssaisonen bestritt der stets mit der Startelf einlaufende Savo Ekmečić in ununterbrochener Folge 269 Spiele, in denen er für den GAK insgesamt 24.210 Minuten zwischen den Pfosten verbrachte – ein Rekord in der österreichischen Torwartgeschichte. Diesen umgerechnet rund 17 Tagen, die er das rote Gehäuse in der obersten Spielklasse pausenlos hütete, stehen zwischen 1977 und 1985 lediglich 61 Minuten in der Bundesliga (die damals übrigens noch 1. Division hieß) gegenüber, in denen er bedingt durch insgesamt nur 2 Auswechslungen nicht die volle Spielzeit am Feld stand. Unter dem Strich bringt ihm das in der klubinternen Ligaspielbilanz, die sein Teamgefährte Mario Zuenelli mit 340 Spielen unangefochten anführt, den 6. Rang ein. 18 Einsätze im ÖFB-Cup und 11 Internationale Cupspiele, mit dem Höhepunkt der beiden Begegnungen gegen Titelverteidiger Dinamo Tiflis im Cup der Cupsieger 1981/82, komplettieren diese Statistik. 13 erhaltene Treffer in 18 Spielen im Herbst 1980 und 11 torlose Partien in 18 Runden im Frühjahr 1982 bezeugen eindrucksvoll, wie rein Savos legendäre Reflexe seinen Kasten halten konnten. Der um launige Aussagen nie verlegene Showman bezahlte manch gewagten Spruch gegenüber einem Unparteiischen mit einer gelben Karte – insgesamt 13 davon sollte er in seinen Grazer Jahren sammeln, in puncto Platzverweisen hingegen kann er in dieser Zeit auf eine blütenweiße Weste blicken.

GAK statt Hochzeitsreise

Aber lassen wir die zwar beeindruckenden, doch letztlich nüchternen Zahlen hinter uns. Fußball und ein Fußballerdasein leben von und für Emotionen. Und auch in dieser Hinsicht hat die Beziehung zwischen Savo Ekmečić und dem GAK einiges zu bieten. Gleich zu Beginn der Geschichte Savos mit dem roten Grazer Traditionsklub etwa musste die zwischenmenschliche Romantik vorübergehend in die zweite Reihe rücken. Denn drei Tage nach seiner Hochzeit in Sarajevo trat er nicht die Reise in die Flitterwochen, sondern sein Training beim GAK an. Dass es dazu gekommen war, verdankte der GAK letztlich einer Legende des ewigen Stadtrivalen. Sturmtorhüter Refik Muftic nämlich, dem Savo nach dessen Weggang nach Graz im Tor des FK Sarajevo nachgefolgt und in Freundschaft verbunden war, vermittelte den eigentlich zur Fortsetzung seines Jusstudiums entschlossenen 29Jährigen an die GAK-Funktionäre Sepp Kriegl, Felix Wendler und Toni Kürschner, die auf der Suche nach einem Torhüter waren. Im Juli 1977 als Ersatz für die zu dieser Zeit verletzten Stammgoalies Hans Steigenberger und Rudi Roth verpflichtet, sollte der rasch die Zuschauerherzen erobernde Keeper der jugoslawischen Olympiamannschaft schon bald zu einem schillernden Aushängeschild des Klubs avancieren.

Torwart- und Modeikone

Walter Schachner, der zwischen 1978 und 1981 größte Torgarant im Dress der Wiener Austria, biss sich wiederholt die Stürmerzähne am roten Schlussmann aus und fand dafür auch einen augenzwinkernden Grund: „Der Savo war ein super Goalie, kaum zu knacken. Mit seiner legendären Dreiviertelhose hat er ja auch fast das ganze Tor verdeckt.“ Der als Meistertrainer von 2004 später selbst zur GAK-Legende aufgestiegene Schoko brachte in diesem Interview von 2018 zwei tragende Säulen der GAK-Ikone auf den Punkt – höchste sportliche Qualität gepaart mit einer veritablen Portion Show. Am 10. November 1979 war der GAK-Goalie im Spiel gegen Rapid erstmals mit einer vom Schneidermeister Sepp Staber in der Grazer Brockmanngasse gefertigten, beim Ankick noch blütenweißen Seidenhose, die bis unter die Knie reichte, eingelaufen und hatte damit Zuschauer wie Gegner gleichermaßen überrascht. Ein die gängigen Dresscodes sprengendes, mit seinen großen S-Initialen auf dem Knie der Extravaganz des Tormanns der Grazer Athletiker durchaus angemessenes Beinkleid, das die Kleine Zeitung tags darauf als „Bermuda-Short“ mit Potential für eine Entwicklung hin zur „Kickerbocker“ bewertete. Von diesem Zeitpunkt an sollten Savos unvergleichliche Seiden-Shorts, abgesehen von einem vorübergehenden Trageverbot unter Kurzzeittrainer Zlatko Cajkovski, zu seinem unverwechselbaren Markenzeichen werden. Dass die rote Modeikone Österreichs Stürmerstars den sprichwörtlichen Nerv zog, lag allerdings in erster Linie an seinen genialen Reflexen, seiner Übersicht und seinem hervorragenden Stellungsspiel. Hinzu kam noch ein fußballerischer Trickreichtum, auf den er auch in brenzligsten Situationen zurückgreifen konnte – legendär sein „Gurkerl“ gegen den heranstürmenden Felix Gasselich im Spiel gegen die Wiener Austria, das einen Höhepunkt beim wichtigen 2:1 Sieg auf dem Weg ins Cupfinale 1981 bedeutete.

Savo beim Einlauf ins Stadion
Einlauf ins Stadion gegen Austria Wien
Savo als Trainer
Savo Ekmečić an der Seitenlinie als Trainer

Highlight Cupsieg 1981

Nicht nur in der Sportlerbiographie des Savo Ekmečić stellt der 2. Juli 1981 einen unverrückbaren Meilenstein dar. Denn erstmals gelang es an diesem Abend einem steirischen Verein, den ÖFB-Cup zu gewinnen. Ein Sieg, zu dessen Vätern unbestritten auch der Publikumsliebling zwischen den Torpfosten zählte. Inmitten von mehr als 7.000 Fans setzte ein damals 13Jähriger, der heute diese Zeilen schreibt, wie alle im Liebenauer Stadion voll und ganz auf unseren Schlussmann, nachdem Alfred Riedl mit seinem Treffer zum 2:0 gegen den Finalgegner Salzburg in der 106 Minute das Tor zum Cupsieg aufgestoßen hatte. Nur kein Gegentor kassieren, hieß die Devise, um das Finale, das damals noch in einem Hin- und Rückspiel ausgetragen wurde, nicht mehr aus der Hand zu geben. Denn ein Salzburger Treffer in den noch verbleibenden 14 Minuten der Nachspielzeit hätte nach dem 0:1 im Hinspiel aufgrund der Auswärtstorregel wohl das Ende aller Träume bedeutet. Doch Savo hielt, was sich alle von ihm versprachen, und war mit Recht einer der gefeierten Helden dieser langen Nacht – die ihn unter anderem seine einzigartige Hose kostete. Ob schon am Weg zur Siegesfeier oder doch erst im legendären „Posthorn“ der Familie Scholz in der Brockmanngasse, darüber scheiden sich die Geister bis heute.

Vom Spieler zum Trainer zum Gastronom

Das Ende der aktiven Tormannkarriere 1985 bedeutete keineswegs den Abschied vom GAK. Gleichsam nahtlos stellte er sich als Trainer in den Dienst seines Vereins – zunächst coachte er die U-21-Mannschaft, ab Herbst 1987 den mit dem GAK in einem Kooperationsvertrag verbundenen FC Graz und zwischen 1990 und 1992 schließlich die Kampfmannschaft der Grazer Athletiker. Aufbau und Förderung heranwachsender Talente – zu deren prominentesten Ralph Hasenhüttl zählte – waren ihm dabei ein besonderes Anliegen. Weitere Stationen seiner Trainerlaufbahn, für die er auch die UEFA-A-Lizenz erwarb, waren DSV Leoben, Knittelfeld, Voitsberg und der ESK. Seit 1996 schließlich widmet er sich als Betreiber der Kantine am Sportplatz Gösting einer weiteren Leidenschaft – der Zubereitung schmackhafter Spezialitäten sowohl seiner alten dalmatinischen als auch nun schon langjährigen österreichischen Heimat(en), seit 2002 unter dem der Publikumswahl zu verdankenden Eingangsschild „Zum Jahrhundertspieler“.

Jahrhundertspieler – ein Roter für die Ewigkeit

Nach all dem bisher Gesagten ist es auch in der Retrospektive von heute alles andere als überraschend, dass der im Rahmen der Hundertjahrfeier des GAK 2002 zu vergebende Titel „Spieler des Jahrhunderts“ an den von seinen Fans gerne als „Super-Savo“ Besungenen verliehen wurde. Für seinen langjährigen Klub- und Weggefährten Werner Gregoritsch ist der Jahrhundertspieler überhaupt Schnittmuster für den idealtypischen GAK-Kicker – oder wie es der U-21 Teamchef im Krone-Interview anlässlich des Siebzigers von Savo formulierte: „Würdest du dir einen echten Roten schnitzen wollen, dann tät‘ am Ende wahrscheinlich der Savo Ekmečić rauskommen“. Die Leidenschaft, mit der Savo für seinen Klub brannte und die für ihn jedes Stadtderby – unabhängig davon, wer den Platz als Sieger verließ – zu einem ganz besonderen Fußballfest machte, erreichte die rote Fangemeinde stets unmittelbar und ließ ihn auch in seiner „Fußballerpension“ stets eine zentrale Identifikationsfigur des Vereins bleiben. 

Eine persönliche Anmerkung zum Schluss

Als Heranwachsender mit eigenen Torwartambitionen und -träumen verfolgte der Verfasser dieser Zeilen an der Seite seines Vaters im alten Liebenauer Stadion beinahe jedes Heimspiel seines erklärten Idols. Savos Paraden, seine Lässigkeit, der Spielwitz und nicht zuletzt der Mut für gelegentlich atemstockende Ausflüge jenseits des Sechzehners, die nicht nur seine oft auf der Linie klebenden Gegenüber düpierten und faszinierten, waren Dauerthemen in den seinerzeit noch mit Bier und Kracherl in der Hand analog geführten Analysen der erzroten Stehplatzbesucher. Für all diese unvergesslichen Augenblicke und Eindrücke gilt es, von ganzem Herzen danke zu sagen! Die besten Wünsche für die Zukunft und Sretan rođendan!

Johannes Gießauf

Fotos: © Fischer/Sammlung GAK 1902

Quellen: Herbert Rienessel, Savo Ekmečić. Eine österreichische Tormann-Legende wird 70. Graz 2018, Christoph Kothgasser, Die „Kurze“ wird 70, in: Kronen Zeitung vom 9. Mai 2018, https://www.weltfussball.de/spieler_profil/savo-ekmecic/, https://www.derstandard.at/story/2000139427537/gak-ikone-savo-ekmecic-ich-kenne-jeden-fan-persoenlich

Zum Autor: Johannes Gießauf, in Graz geboren und nach eigenen Angaben „vor Ort sozialisiert“ (= GAK-Anhänger), Studium, Assistenzprofessor für Geschichte an der Universität Graz mit dem Schwerpunkt Mittelalter, Kapitän der (gelegentlich erfolgreichen) Fußballmannschaft Geschichte.

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