Liebenau ist untrennbar mit der GAK-Geschichte verbunden. Für die einen Stätte der größten Erfolge, für manche doch nur ein Betonklotz. Nun stattet man der ehemaligen Heimat nach drei Jahren wieder einen Besuch ab.
Alte Liebe rostet nicht… Aber wo nur Beton ist, kann ohnehin nichts rosten, oder? Die Beziehung der GAK-Anhängerschaft zu Liebenau ist äußerst hin- und hergerissen. Immerhin hat man viele Jahre der Vereinshistorie im Stadion im 7. Grazer Stadtbezirk verbracht, darunter die erfolgreichsten. Dennoch konnten viele erst gar keine Liebe zur entlegenen Heimat aufbauen.
Fehlende Ästhetik und dadurch Aufkommen einer Stimmung wie es für ein Fußballstadion sein soll ließen jene, die es noch erlebt haben, sehnsüchtig an das Casinostadion zurückdenken. Die Infrastruktur rund um die Arena mit dem Standort inmitten von Graz trug nicht gerade zur Beliebtheit bei. Dass man sich das ursprüngliche Bundesstadion Liebenau mit dem verhassten Stadtrivalen auch noch teilen musste, half schon gar nicht. Eine eigene Identität in Form eines wahren Heimatgefühls konnte man so gar nie erlangen. Und Derbys im eigentlichen Heimstadion, aber doch im Auswärtssektor, umgeben von den mit den anderen Farben – wo gibt’s denn sowas?
In Liebenau gab’s das alles. Dabei feierte der GAK dort auch einige der größten Erfolge seiner Vereinsgeschichte. In die neugebaute Arena zog man zur Saison 1997, so verbrachte man die folgenden Jahre die sportlich erfolgreichste Zeit in Graz-Liebenau. Das Stadion war Schauplatz des spektakulären 3:3 gegen den AS Monaco, Siege gegen Panathinaikos Athen oder Espanyol Barcelona fanden ebenso hier statt, wie große Europacupspiele gegen Ajax Amsterdam, FC Liverpool oder FC Middlesbrough. Vor allem wurden hier aber zwei der allergrößten Siege gefeiert: 2002 der Cupsieg im Endspiel gegen Sturm und natürlich zwei Jahre der später der Meistertitel. Dieser Höhenflug ist aber auch direkt mit dem Abstieg verbunden, nach welchem der GAK auch die allermeisten seiner Spiele in der Regionalliga in Liebenau austrug. Ein letztes Mal konnte man das Stadion noch beim Relegationshinspiel gegen Hartberg bis auf den letzten Sitzplatz füllen, den bis dato letzten Auftritt der Roten in Liebenau gab es am 27. Oktober 2012. Im Wind und Regen versank man gegen den LASK mit 2:7, bezeichnend, war es doch das letzte Spiel vor der Neugründung.
Mittlerweile steht der GAK 1902 wieder auf festen Beinen und kehrt nun knapp drei Jahre später nach Liebenau zurück. Nicht ins große Oval, sondern auf den rund drei Kilometer entfernten Sportplatz des SVU Liebenau. Nicht gegen einen europäischen Topklub oder zum großen Derby, aber immerhin zu einem kleinen, gegen den Tabellenfünften der Unterliga Mitte. GAK-Coach Gernot Plassnegger schaut vor dem Match gegen den SVU auch gar nicht rüber. „Die UPC-Arena ist für mich noch zu weit weg. Es waren schöne Spiele in Liebenau unten, die Derbys zum Beispiel, aber mit dem verbinde ich jetzt herzlich wenig“, blickt Plassnegger nur auf das Hier und Jetzt. „Wir sind in der Unterliga und da müssen wir schauen, dass wir unsere Punkte machen.“ Drei davon sollen es auch diesen Samstag wieder werden, Plassnegger weiß aber um die Stärken des nächsten Gegners. „Sie haben einen guten, jungen Stürmer mit Daniel Simic, sind auf den Außen nicht so schlecht besetzt. Und es ist enger Platz, das wird nicht so leicht.“ Dennoch hat er eine klare Devise: „Wir wollen drei Punkte mitnehmen. Wir haben sehr viel Qualität in unseren Reihen und die wollen wir natürlich ausnützen.“ Noch nicht zur Verfügung stehen allerdings zwei Stammkräfte, Ali Ivanescu und Philip Fürstaller sind zwar wieder im Training, das Spiel in Liebenau kommt für sie aber noch zu früh. Richie Wemmer hat seine leichten muskulären Probleme in den Griff bekommen und ist für die Partie voll fit.
Bis der GAK wieder in Liebenauer Oval spielen wird, werden wohl noch einige Jahre ins Land ziehen. Bis dahin sollen noch weitere Erfolge zur Vereinsgeschichte hinzustoßen und der SVU Liebenau soll auf dem Weg dorthin einen weiteren Teil des Pfades, aber keinen Stolperstein darstellen. Und wie man als GAK-Fan zu Liebenau auch stehen mag, ein Sieg am Samstag und der dortige Sportplatz sollte einem positiv in Erinnerung bleiben.
SVU Liebenau – GAK 1902, Samstag, 3. Oktober, 14:00 Uhr, Sportplatz Liebenau