GAK 1902 Aktuelles
News / Dieter Demmelmair / Samstag 04.08.2018

Wenn die Sprachlosigkeit drei Punkte holt

Der GAK 1902 gewinnt vor mehr als 6.000 Fans gegen die Amateure des SK Sturm. Was da in Liebenau passierte, macht sprachlos - der Versuch, dennoch ein paar Worte dafür zu finden.

Der Tag danach beginnt mit massivem Ohrwurmbefall. In deinem Kopf werden die Top Ten jener Hitparade abgespielt, die zur Gänze vom großartigsten Chor der Welt beherrscht wird. Du hörst sie alle, die Lieder, die dich seit so vielen Jahren begleiten. Die zeitlosen Klassiker, die Evergreens, nein, die Everreds mit den Worten, die dich immer noch berühren wie beim ersten gehörten Mal. Du kannst nicht anders, als alles, was du an diesem Morgen machst, mit einem gedanklich gesungenen "Ob wir gewinnen oder verlieren, scheißegal wir lieben dich" zu untermalen.

Dein Gesicht trägt noch die Spuren dieses Matches in dir, als du es im Spiegel siehst. Und dennoch lachst du ihm ein "Wir sind immer noch viel schöner als Sturm Graz" entgegen. Du singst stumm - denn eigentlich bist du sprachlos. Und du weißt, dass du die Worte nicht finden wirst, diesem Abend, diesem 3. August 2018, gerecht zu werden.

Du wirst keinen Matchbericht schreiben können. Wer wissen will, wer die Tore schoss, wie das Spiel verlief, der wird das auch hier herausfinden. Oder sogar hier, wenn er will. Dir fehlen die Worte, du musst andere finden, die für dich sprechen. Etwa den besten Stadionsprecher, den man sich wünschen kann: Mathias Pascottini. Angereist direkt aus dem Kroatien-Urlaub, griff sich der kurz vor dem Anpfiff erst das Mikro und dann ans Herz und sagte: "Derby ist, was man da drin spürt!" Und dann deutete er in Richtung Kurve und ergänzte: "Und was man da drin hört!"

Vielleicht hättest auch du diese Worte gefunden, jetzt aber suchst du weiter nach dem, was du eigentlich sagen willst. Falco fällt dir ein, "Emotional" mit der Textzeile "Was soll ich dir noch sagen? Es ist doch eh schon alles gesagt!". Danke könntest du natürlich sagen, diesen unglaublichen Jungs, nein, diesen unglaublichen Männern auf dem Platz, diesem großartigen Trainerteam. Und all jenen, die dieses Match, ach was Match!, dieses Fest zu einem einzigartigen Erlebnis gemacht haben. Oder den tollen Leuten vom "Club 1902", die im VIP-Bereich ausschenkten, so als täten sie das jeden Tag. Und deiner Kollegin und deinen Kollegen, deinen Freunden vom Media-Team des GAK, die so viel Zeit und Herzblut in dieses Ereignis steckten.

Und natürlich dem Vorstand und allen anderen ehrenamtlichen Helfern, die aus der "Merkur Arena" eine "GAK-Arena" machten.

Und vor allem den Fans, jedem und jeder Einzelnen. Und ganz besonders der Kurve.

Aber das hast du an dieser Stelle schon so oft getan. Und bereust es jetzt fast. Denn mehr Emotion, als du schon gegeben hast, geht fast nicht. Du merkst einmal mehr: Dieser Klub, dieser GAK 1902, der verlangt dir alles ab. 

Du suchst weiter nach Worten. Die, die dem, was du sagen willst, ganz nahekommen, findest du wieder bei Mathias Pascottini. Der schrieb auf Facebook:

"Wahnsinn, was da in den letzten 5 Jahren passiert ist! In den ersten GAK-Spielen nach der Neugründung habe ich mit einer kleinen, zu leisen Lautsprecheranlage, für ein paar hundert Menschen moderiert. Gesten waren bei GAK 1902 - SK Sturm Amateure mehr als 6.000 Fans in der "Merkur Arena". Wir haben gewonnen - nicht nur in den 90 Minuten am Feld, sondern vor allem, weil wir in den letzten Jahren gemeinsam einen Verein wieder zum Leben errweckt haben, der immer noch Tausende begeistert. Es ist unfassbar und bereitet mir jetzt noch Gänsehaut. Danke, GAK!"

Wie kümmerlich war da doch dein Facebook-Posting nach dem Match. "Danke, GAK, dass ich das miterleben durfte!" Da war sie schon da, unmittelbar nach dem Match, die Sprachlosigkeit. Auch wenn du mit diesen wenigen Worten dennoch alles gesagt hast, was es zu sagen gibt.

Und dann fällt dir doch noch etwas ein: Wir haben gewonnen, weil wir gewinnen wollten. Wir haben es Derby genannt, weil wir das wollten. Wir sind da, wo wir jetzt sind, weil wir das wollten. Wir, das sind ganz viele. Und es werden immer mehr. Wir schreiben seit mehr als fünf Jahren Geschichten, die noch nie wer geschrieben hat. Und wenn wir sie mal nicht beschreiben können, ist das auch egal. Denn Taten sagen ohnehin mehr als Worte.

Alles, was wir erreicht haben, haben wir alle gemeinsam erreicht. Wir können alles, wenn wir es wollen. Und wir wollen es. Denn: WE ARE GAK!

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902