GAK 1902 Aktuelles
News / Martin G Wanko / Mittwoch 05.02.2020

„Bist du GAK oder Sturm?“

Das Schauspielhaus Graz hat sich zum Ziel genommen, zum ersten Mal das Theater in ein Stadion zu verwandeln, und zwar mit einer FußballbürgerInnenbühne, über Liebe, Stolz und Fan-Sein. Die Premiere findet am 28 Februar statt, als Regisseur konnte man TIB-Mastermind Ed. Hauswirth gewinnen. Martin G. Wanko wollte für die GAK-Homepage wissen, warum der (steirische) Fußball auf die Bühne kommt. 

Wanko: „Bist du GAK oder Sturm?“ Das ist die mittlerweile ein bisschen abhanden gekommene steirische Volksschulfrage, oder?

Hauswirth: Ja ich gehe gerne von persönlichen Erfahrungen aus, wie sie auch in einer BürgerInnenbühne wichtig sind.

Wanko: Stell dir vor, es ist Schlusspfiff und du sollst jetzt einem Fußballfan erklären, warum er jetzt mit zu dir ins Theater zu deinem Stück kommen soll.

Hauswirth: Das Stück handelt von der Leidenschaft des Fan-Seins, bietet Spiel und Reflexion. Und es gibt auch allerhand Action, von Live Painting und Kicking bis zu einem kleinen Bühnenderby...

Wanko: Dein Stück hat auch Film-Doku-Passagen, wo einige GAK- und Sturm-Fans zu Wort und Bild kommen, oder?

Hauswirth: Ja. Wir haben sehr viel gedreht, viele Interviews und Aktionen. Das dokumentarische Material deckt eine Bandbreite an Positionen von Sturm und GAK – Fans ab und fließt in den fiktiven Rahmen des Stücks ein, der von einer Familienfeier ausgeht, bei der es eine Rote innerhalb einer Sturm-Familie gibt.

Wanko: Du bist ja als Sturm-Fan bekannt. Tut man sich hier schwer, im Stück eine gewisse Fairness walten lassen?

Hauswirth: Eigentlich nein, glaube ich zumindest. Man entdeckt eher unbekannte Dinge auf beiden Seiten und wird im positiven Sinne "enttäuscht" und lernt damit den Sektor neu kennen. Weinzödl war zum Beispiel war eine beeindruckende Erfahrung.

Wanko: Wie geht es dir mit dem GAK 1902, der sich vom GAK deiner Jugend unterscheiden dürfte?

Hauswirth: Der GAK hat eine unglaubliche Aufstiegsgeschichte zu bieten, Fans bezeichnen sich als Teil einer Bewegung, das war in meiner Jugend nicht so.

Wanko: Wird einem der eigene Verein irgendwie fremd?

Hauswirth: Sturm hat ein Leitbild, in dem die Fans eine wichtige Rolle spielen, das hat mich dann doch überrascht. Das kennt man eher aus wirtschaftlichen Zusammenhängen. Aber es wird ordentlich an Identität und Haltung gearbeitet.

Wanko: Sind beide Mannschaften vollständig auf der Bühne vertreten?

Hauswirth: Der GAK ist in der Unterzahl. Wir haben tatsächlich mit einer GAK-lerin gegen 6 Sturmfans angefangen. Aber sie werden im Laufe des Stücks mehr. Und wir haben auf jeden Fall versucht, eine Parität in der Darstellung beider Seiten zu bieten – es gibt STURM- und GAK-Strecken und zum Schluss die Klimax in Form eines Derbys.

Wanko: Wie ist denn bei den Proben der Spielstand?

Hauswirth: Wir stehen kurz vor der Verlängerung und kommen bald zum Elfmeterschießen. Hoffentlich verletzt sich niemand.

Wanko: Auf der Bühne sind nur Fußballfans, also Theater-Amateure. Macht es Spaß mit denen zu arbeiten?

Hauswirth: Sowieso! Es ist eine Gruppe voller interessanter Persönlichkeiten, die viel zu erzählen haben und auch spielerisch eine enorme Energie liefern. Zur eingeschweißten Hauptmannschaft, die die Familie darstellt, kommen außerdem noch Einzelacts dazu.... Und zwei Profischauspielerinnen haben wir auch dabei, die den Part der Kellnerin übernehmen.

Wanko: Sport und Kunst sind ja Geschwister, die sich jetzt nicht immer vertragen. Deine Erfahrungen sind da sehr gut, oder?

Hauswirth: Theater ist exzessiver Sport.... Leidenschaft braucht es für beides... Es gibt in beiden Fällen: Training, Spiel, Emotion und Zuschauer*innen... und das Bier hinterher. Außerdem ist der Sport ein überlebensnotwendiger Ausgleich zum Theater....

Wanko: Ich kenne viele Fußballfans, für die Theater maximal als Mundl Sackbauer Komödie kennen. Wie bringen wir die ins Schauspielhaus?

Hauswirth: Ich denke niemand braucht Theaterkenntnisse, um sich dieses Stück anzuschauen. In unserer Gruppe gibt es auch Leute, die fast keinen Kontakt zum Schauspielhaus hatten... Außerdem wird es eh auch eine Art Komödie und trotz aller Ernsthaftigkeit Humor haben.

Wanko: Der feine Unterschied, zwischen GAK und Sturm, wo ist der noch spürbar?

Hauswirth: Zeigt sich mehr über die Rivalität, die ja auch imaginär ist. Als Anhänger eines Fußballklubs brauchst du immer einen Gegner. Der Lokalrivale ist dabei der größte Feind. Die Vereine sind unterschiedlich, aber im Fan-Sein an sich gibt es mehr Gemeinsamkeiten zu finden als Differenzen.

Wanko: Schon einmal eine Watschen von einem Roten bekommen?

Hauswirth: Nein nur von einem Ligister. (War Mooskirchner Fußballer in der Jugend)

Wanko: Wann haben wir das nächste Derby „in echt“?

Hauswirth: Derby for real! Bald hoffentlich.


Herr Hauswirth, wir danken für das Gespräch und wünschen viel Glück und einen dementsprechenden Erfolg.


Weitere Informationen unter:

https://www.schauspielhaus-graz.com/play-detail/bist-du-gak-oder-sturm 

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