Dies ist ein sehr persönlicher Matchbericht. Und er beginnt mit einer Rückblende: 29. August 1981, Derby im Liebenauer Stadion. 18.000 Menschen drängten sich in das altehrwürdige Oval. Und mittendrin war ich, erlebe mit 13 Jahren mein erstes Bundesligaspiel. Elf Jahre habe ich in der Schweiz gelebt, österreichische Klubs nur aus der Ferne und vor allem im Europacup verfolgt.
Ich wurde „mitgeschleppt". Ein glühender Roter lud mich ins Stadion ein. Alles war neu, vor allem die hautnah erlebte Verehrung der Kickgötter in Rot und Schwarz. Ja, auch Letzteres habe ich hautnah mitbekommen. Damals stand man noch friedlich „gemischt" auf den Stehplätzen.
Es war ein Desaster, Sturm führte den GAK vor, siegte mit 4:1. Noch vor dem Abpfiff verließen wir das Stadion. Und dennoch blieb ich – nämlich Fan des GAK. Denn da war sie plötzlich da, diese Liebe auf den ersten Kick. Eigentlich ein Virus, steckten mich doch jene Menschen an, die selbst nach diesem Horrorkick trotzdem voller Inbrunst sagten: „Ich bin und bleibe ein Roter!" Ein Virus, der unheilbar ist. Und das ist gut so.
Bald 36 Jahre, mehrere Ligen, Stadien und hunderte großartige und sehr viele weniger großartige Spiele später, stehe ich dann wieder da. Es ist Samstag, 1. April 2017, das Stadion war wieder sehr gut gefüllt. Und der GAK hat wieder verloren. Etwas, was in den letzten dreieinhalb Meisterschaftsspielzeiten übrigens gerade einmal fünf Mal passierte.
Ich stand da also neben der Outlinie und dachte daran zurück, wie alles begann. Und wie schön es war. Und ist. Und wird. Und dass ich diesen Bericht mit meiner ganz persönlichen Liebeserklärung an den großartigsten Klub der Welt beginnen werde. Und jene wenigen Personen damit ansprechen will, die „es eh schon immer gewusst haben", die „gleich gesagt haben, dass das so nix wird". Denen, so ging es mir durch den Kopf, will ich sagen: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet." Und: Wer bei einer solchen Prüfung schwindelt, sollte noch einmal antreten müssen. Da würde sich dann vielleicht herausstellen, dass die angeblich enge Bindung doch nur ein loser Bindfaden ist ...
Und jetzt zum Match. Die Ausgangslage für unsere Roten war klar: Nach den Patzern der Titelkonkurrenten Thal und Gleinstätten war die Chance da, mit einem Sieg einen 5-Punktepolster zu haben. Der GAK begann durchaus ambitioniert und mit viel Einsatz, die erste große Chance in der 11. Minute vergibt Marco Allmannsdorfer trotz akrobatischer Meisterleistung. Auch in der 17. Minute vergibt Allmannsdorfer eine gute Einschussmöglichkeit. Und das Verhängnis nahm seinen Lauf. Unsere Jungs wurden zusehends nervöser, die Gratkorner spürten das und wurden mit Fortdauer der ersten Halbzeit selbstbewusster und gefährlicher. Wie gefährlich zeigte sich in der 24. Minute: Schneller Ball nach vorne, Coskun Akdag netzt zum 1:0 für Gratkorn ein.
In der 29. Minute köpfelte Aleksandar Dabic einen Freistoß von Marco Heil ins Gratkorner Tor. Doch der Ausgleich unserer Roten war nur ein vermeintlicher, entschied Schiedsrichter Thomas Gremsl doch nach Rücksprache mit einem seiner Assistenten auf Abseits. Nennen wir es einmal so: Diese Entscheidung trübte die ohnehin nur in Ansätzen vorhandene Zufriedenheit des GAK-Anhanges mit dem Schiri-Trio nachhaltig. Insgesamt verteilte Gremsl in dem harten Spiel achte gelbe Karten (jeweils vier für beide Teams) und eine Gelb-Rote Karte (91. Minute) an den Gratkorner Zier.
Hart war auch der Zusammenprall zwischen einem Gratkorner und unserem Dominik Messner in der 43. Minute. Messner erlitt dabei eine massive Platzwunde und musste ins Spital, aus dem er zum Glück bereits wieder entlassen wurde (Übrigens, „Messi": Die Frisur hat auch diesmal gehalten! Alles Gute!)
Nikolai Kremer kam für Messner ins Spiel. Das zeigte auch die Richtung für die 2. Halbzeit vor: Der GAK setzte voll auf Angriff. Das ermöglichte den Gratkornern, die – auch das muss gesagt werden – wirklich gut spielten, immer wieder brandgefährliche Konter. Und leider auch ein zweites Tor, welches wieder Akdag erzielte (52.). Der GAK, nun auch mit Marco Heibl (statt Allmannsdorfer) und Philip Fürstaller (statt Laurenz Sacher), drückte noch mehr, vergab aber einige tolle Chancen. Nur nicht in der 81. Minute, als Kremer zum Anschlusstreffer einnetzte. In den hektischen Schlussminute agierte sogar Goalie Patrick Haider als Stürmer – doch nachdem auch in der Nachspielzeit ein absoluter Sitzer ausgelassen wurde, war die Niederlage besiegelt.
Es hat nicht sollen sein, unseren Roten stand nicht nur der Gegner im Weg, auch selbst war man in manchen Situationen Gegner von sich selbst. Das kann passieren, und darf es auch. Der GAK ist immer noch Tabellenführer, bleibt zwei Punkte vor Thal und Gleinstätten, die nächste Woche gegeneinander spielen.
Passend zum schwarzen Tag unserer Roten hatte auch unser GAK-Redaktionsteam Claudia Wasserbauer (Liveticker auf Twitter), Michael Hierzmann (Fotos), René Strobl (Video) und Mathias Pascottini (Platzsprecher und Interviews) so seine Probleme. Twitter und Facebook leisteten harte Gegenwehr gegen die Befüllung mit News und Fotos, dem schloss sich das Mikro bei den Interviews an und zeigte die rote Karte. Auch meine KollegInnen müssen manchmal kleine Niederlagen einstecken. Aber sie kämpfen – ehrenamtlich – unermüdlich und bei jedem Match weiter. Wie auch ich mich durch diesen wohl viel zu langen Bericht gekämpft habe ...
Am nächsten Samstag (8. 4.) trifft unser GAK auswärts auf Rein, Spielort ist Gratkorn (16 Uhr). Ihr werdet hoffentlich alle wieder dort sein und unseren GAK unterstützen. Es geht um Liebe. Und die kennt nicht nur keine Liga. Sie kennt auch keine Niederlagen. Zumindest sollte sie das nicht. Ein weiser Mensch sagte einst: „Liebe mich dann, wenn ich es am wenigsten verdient habe, denn dann brauche ich es am meisten."
WE ARE GAK!