GAK 1902 Aktuelles
News / Simon Michl / Dienstag 02.06.2020

Er sorgt für die Athletik bei den Athletikern

Stefan Arvay ist nicht nur Ahtletiktrainer beim Grazer Athletiksport Klub, sondern hat auch noch am gleichen Tag Geburtstag wie der GAK. Höchste Zeit für ein ausführliches Gespräch: über das Trainingsgeheimnis von Spitzensportlern und wie sich unsere Mannschaft auf den Restart der Meisterschaft vorbereitet hat.

Stefan Arvay feierte heuer nicht nur seine Rückkehr zum GAK, sondern auch ein Jubiläum: Seit 20 Jahren ist er als selbstständiger Sportwissenschafter in Graz tätig. Als Leistungsdiagnostiker und Trainer betreut er Mannschaften, Einzel- und Ausdauersportler sowie Gesundheitssportler, die vielleicht einfach nur abnehmen wollen.

„Training für jeden, der effektiv trainieren will“

Der Sportwissenschafter erstellt Trainingspläne zur Unterstützung des persönlichen Trainings. „Ich mache eine Trainingssteuerung für jeden, der effektiv trainieren will“, erklärt Arvay, was dabei die Leistungsdiagnostik bedeutet: „Wo steht man? Wie ist die Ausdauer?“ Daraus entsteht ein entsprechendes Training, abgestimmt auf die persönlichen Möglichkeiten. Denn da passieren laut Arvay die meisten Fehler: „Meistens wird zu viel trainiert oder nicht effektiv. Im Prinzip geht’s darum, eine Belastung zu finden, damit man sich langfristig entwickeln kann. Gerade im Ausdauerbereich dauert es oft ein paar Jahre. Junge Leute sind oft übermotiviert und wollen zu schnell zu viel erreichen. Da ist ein Trainingsplan und ein Coaching sehr sinnvoll.“ Dafür hat Arvay zusammen mit einem Programmierer ein eigenes Onlinetool entwickelt. Dort bekommen die Sportler ihre Trainingspläne und tragen ihre Einheiten ein, woraufhin Arvay das Training fortlaufend individuell anpasst.

„Mir taugt’s beim GAK“

Seit dem letzten Jahr ist Arvay beruflich im Raiffeisen Sportpark zuhause. Selbstständige Experten aus den Bereichen Trainingssteuerung, Diagnostik, Sportwissenschaft, Athletik, Ernährungsberatung, Sportpsychologie und Physiotherapie arbeiten dort in einem gemeinsamen Zentrum. Immer mehr Einzelsportler und vor allem mehrere Fußball-, Eishockey-, Handball-, Basketball- und Volleyballmannschaften nutzen das bereits. „Unser Ziel ist, dort eventuell mal eine Art Olympiastützpunkt zu etablieren“, sagt Arvay, der auch schon auf der Uni unterrichtete und in Kursen noch beim ÖFB-U21-Team unterwegs ist. „Jetzt taugt’s mir wieder beim GAK.“ Der Athletiktrainer hilft auch bei der Trainingssteuerung dank eines neuen Trackingsystems.

„Man muss bei der ganzen Messerei aufpassen“

Durch diese Datenaufzeichnung wurde sein Job immer digitaler. „Mittlerweile kannst du mit einer guten Pulsuhr alles aufzeichnen. Von einer Einheit kann ich mir 14 Diagramme anschauen“, warnt Arvay. „Man muss bei der ganzen Messerei ein bisserl aufpassen, dass man nicht die wesentlichen Daten verliert: Als Trainer musst du filtern, was von Relevanz ist.“ Der 46-Jährige befürchtet eine gewisse Abhängigkeit: „Viele schauen auf die Uhr und die sagt ihnen, wie sie sich fühlen. Das finde ich nicht gut. Das Körpergefühl geht oft verloren.“ Richtig gute Sportler könnten nur mit Körpergefühl trainieren: „Ein Spitzensportler wie Felix Gottwald hat keinen Laktattest mehr gebraucht und keine Uhr mehr genommen, der hat ziemlich genau gewusst, was er trainiert hat und was er braucht.“ Das bezeichnet Arvay als das Endziel eines guten Sportlers: mit dem Messen seinen Körper immer besser kennenzulernen.

„Die Erfolgreichen haben eine gewisse Lockerheit“

Wie man dieses Ziel erreichen kann? „Meistens haben die wirklich erfolgreichen Sportler eine gewisse Lockerheit bei diesen Sachen“, erzählt Arvay von seinen Erfahrungen. „Wenn du mit Weltklassesportlern redest, sind das nicht die absolut Verbissenen. Natürlich konsequent, aber auch mit dem Quentchen Lockerheit, das du wahrscheinlich brauchst, um dorthin zu kommen.“ Locker gelassen haben unsere GAK-Kicker während der Ligapause nicht: Der Athletiktrainer lobt die körperliche Fitness und das Home Training. „Das Programm über acht Wochen war deutlich intensiver als in einer Übergangsperiode im Dezember. Deswegen waren die Spieler bei den Tests richtig gut, im Ausdauerbereich haben sie eine richtig gute Basis.“ Seit der letzten Woche kamen aber erst das fußballspezifische Training und die Spielformen dazu. Laut dem Sportwissenschafter seien nur zwei Wochen Vorbereitung nicht optimal, aber auch nicht problematisch. „In der ersten Woche haben wir relativ viel trainiert, danach musst du eh runter gehen. Dann kommst du schon wieder in so einen Wettkampfrhythmus, vor allem wenn dann noch englische Runden sind.“ Außerdem darf jetzt ja fünf Mal pro Spiel gewechselt werden und ohne Abstiegsdruck kann man auch vermehrt junge Spieler einsetzen. „Man kann viel probieren und es ist eine Chance für die Jungen“, sieht es Arvay positiv.

„Oben darfst du dir keine Schwächen erlauben“

Im Jänner begann er bereits seine dritte „Amtszeit“ beim GAK. Als Arvay nach dem Studium anfing, wusste keiner so wirklich was Sportwissenschaft ist – auch nicht im Fußball. Werner Gregoritsch setzte als GAK-Coach auf den damals 25-Jährigen als Konditionstrainer. „Die Spieler waren teilweise älter und andere Typen als heute. Als ich die zum ersten Mal auf den Schlossberg rauf gejagt hab, haben die mir was erzählt“, erinnert sich Arvay. „Aber als Ausdauersportler bin ich ihnen vorne weggelaufen, so hab ich mir Respekt verschafft.“ Heute arbeitet der 46-Jährige aber anders, denn auch der Fußball hat sich stark verändert. „Vor 20 Jahren konnten Spieler mit weniger Ausdauer noch in der Bundesliga spielen, weil das Spiel nicht so intensiv war und es nicht so sehr aufgefallen ist.“ Das wäre heute nicht mehr möglich, weil das Niveau überall gestiegen ist. „Nach oben hin darfst du dir immer weniger Schwächen erlauben. Im U21-Nationalteam findest du keinen langsamen Spieler oder keinen, der nicht eine Grundausdauer hat. Wenn ich eine Mannschaft aus der Landesliga teste, hast du ein paar sehr Gute in jedem Bereich, dann hast du ein Mittelfeld und ganz Schwache. Je weiter es nach oben geht, desto weniger Ausfälle gibt es nach unten.“ Das liegt auch an den Akademien, wodurch die Professionalisierung der Spieler gestiegen ist. „Da gibt’s eine Flut an gut ausgebildeten Spielern, die gar nicht ganz oben spielen können. Dadurch ist das Niveau auch in den unteren Ligen gestiegen“, sagt Arvay.

Fotos: GEPA pictures

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