GAK 1902 Aktuelles
News / Redaktion / Dienstag 11.01.2022

Erwin Wendl ist 100!

Ein großer Athletiker feiert einen runden Geburtstag! Wir verneigen uns vor Baurat h. c. DI Erwin Wendl – Jahrgang 1922 – einem der besten und erfolgreichsten GAK-Feldhandballer, später großer Gönner und Fan der roten Fußballer. Damit ist er nicht nur der älteste noch lebende ehemals aktive Sportler des Vereins, sondern gleich alt wie der Handballsport in Österreich selbst!

Er ist am 11. Jänner dieses historischen Jahres geboren und damit knapp mehr als ein halbes Jahr älter als sein später so geliebter Sport. Er ist seit 1932 (also knapp 90 Jahre!) dem GAK verbunden und war einer der erfolgreichsten steirischen Feldhandballer. Mit den Athletikern war Herr Wendl 1941 Ostmarkmeister, 1946 österreichischer Staatsmeister und mit dem österreichischen Team Silbermedaillengewinner bei der Universiade. Er ist sechsfacher Teamspieler, oftmaliger steirischer Auswahlspieler und war später auch Trainer einer neuen Spielergeneration beim Klub.

Seinen ersten Kontakt mit dem Sport hielt Erwin Wendl bereits mit acht Jahren beim ATUS Weiz. danach kam er nach Graz, wo er sich dem GAK anschloss, weil sein älterer Bruder Sepp (später Turnprofessor, aber auch als Trainer und Funktionär für den Verein tätig) dort bereits Handball spielte. 1936 feierte er als 14jähriger sein Debüt in der GAK-Jugend und bereits zwei Jahre später fand er erstmals Eingang in die Kampfmannschaft.

Den Wechsel zur SS-Sportgemeinschaft Graz, den die meisten GAK-Handballer nach dem so genannten „Anschluss“ vollzogen, machte Wendl als einer der wenigen nicht mit und blieb den Roten treu – vor allem, weil ihn sein Vater, ein Sozialdemokrat, nach eigener Aussage entsprechend „beraten“ hätte. Mit den Athletikern machte er noch im gleichen Jahr eine sehr erfolgreiche Reise nach Deutschland, wobei unter anderem die Münchner Meistermannschaft von Post SV geschlagen wird. Trotzdem wurde er 1938 in die deutsche Jugendnationalmannschaft berufen und 1940 absolvierte er auch sein erstes Spiel in der steirischen Auswahl.

Nach dem Ostmarktitel wurde Wendl eingezogen, blieb bis 1945 im Kriegseinsatz und wurde dabei zwei Mal verwundet. 1943 muss die Sektion aus Spielermangel vorläufig stillgelegt werden, sein Bruder Sepp hält dabei brieflich Kontakt mit den Spielern. 1945 kehrte Erwin Wendl wieder nach Graz zurück und erinnert sich an die damalige Situation: „Am GAK-Platz gab es beim Südtor ein großes Bombenloch, das GAK-Mitglieder (Handballer, Leichtathleten) in Handarbeit zugeschüttet haben. Die überlebenden Spieler des Krieges haben sich wieder zusammengefunden.“ Dazu gehören unter anderem die Brüder Alfred und Walter Grengg, Franz Sommeregger, Erich Vogler 
(auch ein exzellenter Leichtathlet) und Franz Rauscher.

In der unmittelbaren Nachkriegszeit hat der Handballer auch bei der GAK-Fußballjugend mitgespielt. Der Verein hätte Probleme bei der Wiedergründung gehabt. Die Handballsektion sei wegen des Übertritts zur SS-Sportgemeinschaft verboten gewesen. Trotzdem wurden Spieler in die Landesauswahl einberufen. Seiner Erinnerung nach hätten die GAK-Spieler sogar gestreikt und dem Verband ein Ultimatum gesetzt, den Verein wieder zuzulassen.

1950 beendete er dann seine aktive Karriere, um sich seiner Ausbildung und beruflichen Karriere zu widmen. Ab 1957 baute der spätere Diplomingenieur ein Ziviligenieurbüro in Graz auf, das nun sein Sohn führt. Seine Schwiegertochter Gundula ist übrigens Funktionärin bei den GAK Juniors. Der immer noch sportliche Interessierte und Aktive (er schwimmt jeden Tag im hauseigenen Hallenbad!) hat unsere Kicker übrigens als Dauerkartenbesitzer (!) bis vor Kurzem noch selbst angefeuert. Er ist außerdem Ehrenmitglied des GAK und erhielt 1987 die „Hofrat-Konrad-Reinthaler-Gedenkmedaille“ für seine Mitarbeit (u. a. Statik und Pläne der neuen Süd- und Westtribüne) bei der Rückkehr in die Körösistraße. Er habe dem Verein dafür zwar eine Rechnung geschrieben, allerdings im Wissen, dass diese nie bezahlt werden würde.

Am 2. September 1946 holt sich der GAK mit einem 7:5-Sieg im ersten Staatsmeisterschaftsfinale nach Kriegsende gegen den Wiener Sportclub (am Sturmplatz!) den österreichischen Titel. Die kurze Chronologie des Finalturniers in Graz: Der KAC gewinnt im ersten Spiel der Finalrunde gegen den Sportclub 10:7, der GAK schlägt die Klagenfurter tags darauf 7:4.

1946 gibt es dann noch einen großen internationalen Erfolg für Wendl und einige rote Kollegen, nämlich der Gewinn der Silbermedaille bei der Universiade in Paris. Nach Wendls Erinnerung wurde den Österreichern allerdings die ihnen zustehenden Medaillen zunächst vorenthalten und wohl den Dänen (die eigentlich hinter Österreich platziert waren) übergeben. Ein Pariser war darüber so erbost, dass er die Mannschaft zum Essen eingeladen hätte. Die Medaillen seien später per Post zugestellt worden. Österreich verlor gegen Ungarn 6:8, gewann gegen Frankreich 9:6 und spielte gegen Dänemark ein 7:7-Remis. Weitere GAK-Spieler mit Teamehren sind unter anderem Alfred Grengg, Ernst Vogler und Ernst Stoisser.

Im November 1946 gastierte der französische Handballmeister Olympique Lyon am GAK-Platz. Ein besonderes Ereignis stand einigen GAK-Spielern, nämlich Ernst Stoisser, Torhüter Kurt Stukart, Franz Sommeregger und Erwin Wendl, dann Anfang 1947 ins Haus. Zum ersten Mal gab es ein Hallenspiel für die Feldhandballer. Die steirische Auswahl war zu einem Turnier nach Zürich eingeladen und spielte dort am 26. Jänner gegen Vertretungen aus Wien, Zürich und Karlskrona 
(Schweden) erstmals wettkampfmäßig am Kleinfeld. Im April 1948 gab es für die Handballer eine größere Ungarn-Tournee (Debrecen, Zuglo Madisz Budapest, Testverieseg).

Nach den Meisterschaften 1946, 1947 und 1949 sowie dem Pokalsieg 1948 wird
1950 der letzte steirische Titel gewonnen. Im Jahr davor kommt die Mannschaft nochmals ins Halbfinale der Staatsmeisterschaft. Das aufkommende Kleinfeldspiel (und später Hallenhandball) bzw. die vereinseigene Basketballsektion – einer deren Gründer ist mit Alfred Grengg auch ein Handballer – sorgen für entsprechende Konkurrenz. Dazu zogen sich viele bisherige Aktive ins Berufsleben zurück, trotzdem entwickelte sich eine neue Spielergeneration, wenngleich der Verein an alte Erfolge nicht mehr anschließen konnte.

Ein ausführlicher Bericht über die Erfolge im Großfeldhandball beim GAK kommt heute Nachmittag auf unserer Homepage!

Grußbotschaft:

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902