Wappen, Vereinsfarben und Trikots sind für jeden Sportverein und seine Fans identitätsstiftend. Wie sieht eigentlich die Entwicklung beim GAK aus?
Als im Sommer 1902 der Grazer Athletiksport-Klub – damals als G.A.C. abgekürzt, weil Klub im Vereinsnamen noch mit „C“ geschrieben wurde – gegründet wurde, erfand man einen sechszackigen rot-weißen Stern als Vereinswappen. Bald darauf wurde es um die klassische rot-weiße Fahne ergänzt – anfangs noch mit dem Gründungsstern in der linken oberen Ecke, dann mit den drei Buchstaben G.A.K. Im Juli 1907 werden die Mitglieder darauf hingewiesen, dass sie sich das neue Vereinsabzeichen im Klubsekretariat abholen können. Aus dem Jahr darauf gibt es auch einen fotografischen Beleg des neuen Fahnen-Aufnähers: Vereinsgründer Carl Markel trägt bei den Kärntner Rodelmeisterschaften einen weißen Pullover mit dem neuen Vereinswappen.
Diese Fahne ist bis heute das Wappen des GAK-Stammvereins und verbindet somit alle aktiven Zweigvereine der Athletiker, die heute alle ihre eigenen Logos haben. Jetzt ist es durchgehend rot-weiß; der Schriftzug G.A.K. war aber auch schwarz unterlegt, wie überhaupt zur Gründungszeit schwarz durchaus präsent war, dann aber relativ bald verschwunden ist. Das liegt wohl auch am Wiener AC, der bei der Vereinsgründung Pate gestanden ist und Rot-Schwarz als Vereinsfarben trägt. Die klassische GAK-Fahne feiert also 2027 ihren 120. Geburtstag!
1927 erinnerte sich Gründungsmitglied Fritz Schmiderer an die ursprünglichen Dressen: "Rot-weiß geteilte Hemden, schwarze Hosen und schwarze, am oberen Rand weiß gefasste Stutzen". Mehr als 90 Jahre später kann man in der Saison 1996/97 dem Original wieder ziemlich nahe, zumindest was die Leibchen betrifft. In der Anfangszeit hatten einzelne Abteilungen auch eigene Sektionsfarben, bei der Radfahrern war das beispielsweise Blau. Das lag in einigen Fällen auch daran, welche Sportbekleidung gerade greifbar war. Borussia Dortmund spielte in den Anfangsjahren zunächst in einem blau-weiß gestreiften Hemd (!) mit einer roten Schärpe und einer schwarzen Hose … In den Anfangsjahren war es Aufgabe der Spieler (bzw. meist deren Müttern oder später Ehefrauen) die entsprechende Spielkleidung zu organisieren (in der Regel: selbst herzustellen). Insofern waren die Trikots auch nicht immer hundertprozentig identisch, eben „Marke Eigenbau“.
1909 trägt man dann schon weiße Hosen und rote Shirts. In weiterer Folge etabliert sich aber vorwiegend die Kombination mit roten (dunklen) Hosen und weißen (oder rot-weiß gestreiften) Leibchen. Am 4. April 1920 wird im Grazer Volksblatt angekündigt, dass der GAK „heute mit einer neuen Dress“ antreten wird, nämlich mit „roten Hemden mit weißer Einfassung“. Aber es gibt auch durchgehend weiße oder rote Spielkleidung, beispielsweise in den 1930ern, da auch mit einem farblich abgesetzten Bruststreifen: wie 1932 rote Trikots mit weißem Bruststreifen. In diesem Jahr gibt es auch noch rote Jerseys (mit dünnen, weißen Querstreifen) und weißer Hose. Den dritten Amateurstaatsmeistertitel gewinnen die Rotjacken 1933 in roten Hosen und weißen Leibchen mit rotem Bruststreifen. Für den Europacup 1982 feiern die roten Leibchen mit einem weißen Bruststreifen dann ein kurzes Comeback.
Das Fahnenwappen war (als Aufnäher), jedenfalls in der Zwischenkriegszeit, auf der Sportbekleidung der Fußballer, Schwimmer oder Leichtathleten (da auch noch nach 1945) regelmäßig (aber auch nicht durchgehend) zu sehen. Ab Mitte der 1930er taucht erstmals, unter anderem bei den Handballern, ein großer GAK-Schriftzug formatfüllend auf der Trikotbrust auf, wie in den 1950er und 60er-Jahren auf Trainingspullovern und -jacken oder am Dress der Eishockeyspieler. Der klassische Trainingsanzug wird erstmals bei den Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles verwendet und setzt danach seinen Siegeszug um die Welt – ebenso wie das Polohemd ab 1933, von Henri Lacoste erfunden.
Um 1935 gibt es einen runden Dressenaufnäher (siehe Titelbild) auf den Leibchen der Fußballer, der auch noch 1946 nachgewiesen ist, aber offensichtlich nicht durchgehend genutzt wurde, da nach wie vor der Fahnenaufnäher verwendet wird. Schon knapp 20 Jahre früher tauchen ebenfalls runde Vereinsabzeichen auf. Eines davon ist auf einem Mannschaftsfoto von 1912 zu sehen bzw. das andere 1914 nachgewiesen und ähnelt dem aus den 1930ern ...
Bei den beiden Zeichen handelt es sich um einen typischen Vertreter ihrer Zeit. Sich überlagernde Buchstaben waren besonders in der Zeit von ca. 1910 bis 1930 populär. Ihre Ursprünge liegen in mittelalterlichen Kürzeln europäischer Adelshäuser und stellen einen Entwicklungsschritt hin zu modernen Logos dar. Ein sehr bekanntes und bis heute verwendetes Zeichen dieser Kategorie ist das Logo der New York Yankees, das um 1909 entstand.
In der Nachkriegszeit wird es bei den GAK-Fußballern zunächst wieder prosaisch einfarbig (rot oder weiß) oder gleich ganz extravagant im Streifen-/Zebra-Look, aber weitgehend ohne Vereinswappen. Zunächst muss man sich aber sowieso mit vorhandener Spielkleidung behelfen. So sieht man auf dem Mannschaftsfoto von 1947 Dressen, mit denen man auch schon sechs Jahre davor auflief. Erstmalig ab 1958 sieht man für mehr als 10 Jahre (aber auch nicht durchgehend) einen filigranen Schriftzug mit dem Vereinskürzel auf der Brust. Dieser Schriftzug war 2022 Basis für das 120-Jahre-Logo und auch bei der Dressengestaltung wird man mutiger.
Das Jahr 1969 ändert dann viel. Bis dahin waren es vor allem die „Gönner“ oder fördernde Mitglieder, meist lokale Wirtschaftstreibende – beim GAK beispielsweise die bekannten Unternehmer Evaristo di Lenardo oder Anton Herzl –, die einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung des Sportbetriebs aufbrachten. Dazu kam Bandenwerbung im Stadion bzw. Inserate in den Vereinspublikationen (u. a. GAK-Mitteilungen), die Eintrittsgelder sowie Mitgliedsbeiträge. Dies reichte aber für einen sich immer mehr professionalisierenden Sport nicht mehr aus. Erstmals gibt es deshalb mit dem Schweizer Uhrenhersteller „Marvin“ eine so genannte „Patronanzfirma“, dessen Namen die Trikots ziert und ab diesem Zeitpunkt für knapp vier Jahrzehnte meistens auch in die offizielle Vereinsbezeichnung wandert (beispielsweise „Körting TV GAK“ oder später „GAK Ringschuh“ bzw. bei den Basketballern „GAK/P.S.K.“ oder beim Eishockey „GAK Peterquelle“). Die Vereinsabkürzung kehrt in den 1970ern größtenteils wieder in kräftigeren Lettern auf die Dressen zurück und der Stil der Sportkleidung verändert ebenfalls wieder.
Durch die Ausgliederung der Sektionen in selbständige Zweigvereine zwischen 1975 und 1977 bekommt der GAK-Fußball dann ein elegantes Wappen (teilweise auch von den Basketballern und vom Tennis verwendet), das heute Kultstatus besitzt. Zwischen 2008 und 2012 erlebt es in der Regionalliga (mit der Ergänzung „1902“) ein kleines Revival. Erstmals taucht dieses Design um 1980 auf, oftmals in Symbiose mit dem „Ringschuh“-Logo. Ab diesem Zeitpunkt ziert dann (bis auf 1990/91 und 1995 – 1997) immer ein Wappen die Brust eines GAK-Spielers.
Die 1980er-Jahre bringen auch erstmals eine neue Trikotfarbe: neben den klassischen Kombinationen (einfärbig, rot/weiß), taucht zartes Blau für Auswärtsdressen auf. Das wiederholt sich dann immer wieder, beispielsweise in den Saisonen 1996/97 oder 2006/07 – ab 2013, dann mit kräftigeren, dunkleren Farben. Um 1995 entsteht ein neues Wappen mit dem steirischen Panther und der Vereinsabkürzung auf einem roten Schild, dazu auf einem Kreisband der falsch verkürzte Vereinsnamen „Grazer Athletik Klub“ (statt richtigerweise Grazer Athletiksport Klub) mit dem Gründungsjahr. Auf einer offiziellen Trikotbrust ist es allerdings nur in einem einzigen Fall nachgewiesen, aber im Zusammenhang mit dem 80er-Pfeillogo auf Vereinspublikationen („GAK aktuell“) wird es häufiger genutzt. 1997 wird mit dem neuen Hauptsponsor „Liebherr“ ein neues, quadratisches Design etabliert, das in mehreren Abwandlungen in den kommenden mehr als 10 Spielzeiten auch auf den Dressen auftaucht. In der Saison 1998/99 sind die Auswärtstrikots erstmalig im schwarz-gelben Streifendesign gehalten. Blaue Dressen gibt es in der Zeit nicht. Nach dem Wiederaufstieg in die 2. Liga gab es in der Saison 2018/19 einmalig auch graue Ausweichjerseys.
Letztlich bringt uns die Neugründung – gezwungenermaßen – zurück zu den Wurzeln: der Gründungsstern mit den Initialen G.A.C., auch um ein Kreisband mit dem vollständigen Vereinsnamen und dem Gründungsjahr ergänzt. Der Aufdruck von Vereins- oder Stadtnamen bzw. Gründungsjahr auf der Trikotrückseite ist in Österreich, im Gegensatz zu Deutschland, eher unüblich, beim GAK waren beispielsweise in der Comeback-Saison 2013/14 am rückwärtigen Halsbereich die Vereinserfolge (Meistertitel, Cup- und Supercuptitel) zu sehen, ebenso das mystische Gründungsdatum 18.08.1902 am linken Ärmel.
Beim Jubiläumstrikot 2022 gab es neben dem speziellen Logo, alle wesentlichen sportlichen Erfolge am Dress verewigt und zudem „120 Jahre“ am rückwärtigen Halsbereich eingenäht. Das Gründungsjahr taucht auf aktuellen Trikots ebenfalls immer wieder auf, ebenso wie die „Tradition“ der blauen Auswärts- oder Ausweichspielkleidung, in der Saison 2024/25 durch ein rot-weißes Brustband ergänzt.
Wolfgang Gruber
Fotos: © Fischer/Sammlung GAK 1902, Archiv GAK 1902, GEPA, ANNO/ÖNB, Archiv Gregor Schwarz
Titelfoto: Um 1935 taucht ein neuer, runder Dressenaufnäher auf. Die klassische Fahne gibt es aber weiterhin, dieses Foto belegt © Archiv Gregor Schwarz
Anrissfoto: Nach den – zunächst ungewohnten – blauen Auswärtstrikots, die Mitte der 1980er-Jahre aufkamen, gibt es knapp 15 Jahre später noch den gelb-schwarzen „Zebralook“ © GEPA