GAK 1902 Aktuelles
News / Redaktion / Mittwoch 16.11.2016

Ohne Reis kein kulinarischer Preis!

Franz Griesbacher gründete im Jahr 1968 zusammen mit seinem Bruder und Schulfreunden die Band „Die Paldauer" (damals noch „Paldauer Quintett"). Unermüdlich wurde geprobt, nebenbei aber absolvierte Griesbacher, wie alle anderen damaligen Bandmitglieder, eine Lehre. Erst dann bekamen die fünf Oststeirer von den Eltern grünes Licht für den Versuch, sich einen Traum namens Karriere im Musikbusiness zu erfüllen. Der Traum wurde zur Wirklichkeit, einer Wirklichkeit, in der die Mannen rund um Griesbacher die erfolgreichste bestehende Schlagerband im deutschen Raum sind, inklusive Top-Chartplatzierungen und mehreren Millionen verkauften Platten/CD's.

Vielleicht eine eher unübliche Einleitung für einen Artikel auf der Homepage des GAK 1902 – aber möglicherweise hat es beim einen oder anderen Fan ja schon geklingelt: Griesbacher, da war doch was, oder? Ja, da war was, und zwar gar nicht so wenig. Und da war vor allem wer – nämlich Marvin Griesbacher, Sohn des oben erwähnten Franz. Der Stürmer kam im Jahr 2010 mit 18 Jahren zum damaligen Regionalligisten GAK, wechselte nach der konkursbedingten Zwangspause 2012 für ein Jahr zu Flavia Solva, und kehrte als einer jener unvergesslichen „GAC-Pioniere" zu unseren Roten zurück.

Im heurigen Sommer endete dann die GAK-Karriere des sympathischen und stets freundlichen jungen Mannes. Dieser hat aber nicht nur die musikalischen Gene seines Vaters geerbt, wovon sich zuletzt die Gäste von dessen Geburtstagsfeier im Sommer überzeugen konnten – er hat mehr noch die Zielstrebigkeit des Vaters geerbt. Und so bastelt Griesbacher jun. ebenfalls an seinem Traum vom Erfolg – in der Wirtschaft. Er studiert internationales Management an der FH Joanneum, ist gerade im dritten Semester seines Master-Studiums und beginnt im Jänner mit der Arbeit an seiner Masterarbeit, die er im Sommer finalisieren möchte.

Dieses dritte Semester absolviert Griesbacher aber nicht in Graz, sondern ein paar (große) Hausecken weiter, nämlich in Südkorea. Genauer gesagt in der Hauptstadt und Millionenmetropole Seoul, die mit zehn Millionen EinwohnerInnen sogar Österreich übertrumpft. Griesbacher studiert dort fleißig an der Kyung-Hee-University. Dennoch nahm er sich Zeit für ein ausführliches Interview.

Wie kam es dazu, dass du die Chance bekamst, in Südkorea zu studieren?
Für mich war es immer klar, dass ich wieder ins Ausland will. Ich war ja schon vor zwei Jahren für ein Semester in Singapur und bin mit so vielen positiven Eindrücken nach Hause gekommen, dass es für mich nur eine Frage der Zeit war, bis ich wieder ins Ausland gehe. Der GAK war mitunter auch ein Grund dafür, dass ich meinen Master nicht vollständig im Ausland gemacht habe. Die FH bietet aber viele gute Möglichkeiten an, im Ausland zu studieren, und ich hätte es später sicher bereut, wenn ich es nicht gemacht hätte.

Wann bist du nach Südkorea gereist?
Ich bin etwas verspätet am 5. September in Südkorea angekommen, da ich bei der Geburtstagsfeier meines Vaters noch dabei sein wollte. Dadurch habe ich die erste Woche auf der Uni leider verpasst.

Und wie lange bleibst du noch dort?
Das Semester endet am 21. Dezember, danach kommt mich einer meiner besten Freunde besuchen. Wir werden also noch ein paar Tage in Seoul bleiben, danach geht's auf die Philippinen und nach Thailand. Am 15. Jänner bin ich dann voraussichtlich wieder zu Hause.

Das heißt, dass du Weihnachten gar nicht daheim sein wirst?
Richtig, zum ersten Mal in meinem Leben werde ich zu Weihnachten nicht daheim sein, sehr zum Bedauern meiner Eltern. Ich möchte die Zeit aber noch nutzen, um mir einiges anzusehen und zu reisen. Mit etwas Glück habe ich auch hier weiße Weihnachten, und in Gedanken bin ich an diesem Tag ja sowieso daheim.

Beschreib' uns mal deine ersten Eindrücke von Seoul und Südkorea. Waren die eher positiv oder negativ?
Meine ersten Eindrücke waren durchwegs positiv. Das liegt vielleicht daran, dass ich mir vorgenommen habe, alles so intensiv und neutral wie möglich zu erleben. Ich denke, viele Menschen (speziell aus Europa) machen den Fehler, alles an europäischen Standards zu messen und zu vergleichen. Vielleicht mögen wir in manchen Dingen effizienter oder weiter fortgeschritten sein, aber im Endeffekt sind viele Dinge hier nicht besser oder schlechter, sondern einfach anders. Genau dieser kulturelle Unterschied macht es erst spannend. Was ich jedoch als sehr kritisch betrachte, ist das mangelhafte Umweltbewusstsein. Die Luftverschmutzung ist schon ein Problem, und zwar in vielen asiatischen Städten. Alles in allem ist Österreich für mich aber das mit Abstand schönste und lebenswerteste Land, das muss ich schon ganz klar sagen.

Wo und wie lebst du gerade?
Ich lebe in einer kleinen Wohnung in der Nähe unserer Universität. Ich habe mich dieses Mal entschieden, nicht im Studentenwohnheim zu bleiben, da ich eine preiswertere Alternative gefunden habe und mein Zimmer nicht mit jemand anderem teilen muss.

Wie sind die Menschen dort? Was kannst du uns über die Mentalität der SüdkoreanerInnen sagen?
Wie überall auf der Welt gibt es solche und solche. Die Koreaner würde ich als etwas verschlossen bezeichnen, was viele als unfreundlich empfinden. Sie sind recht schüchtern und viele trauen sich nicht, Englisch zu sprechen. Das war z.B. in Japan ganz anders, da sind die Leute aufgeschlossener und gehen auf einen zu. Ich würde aber dennoch sagen, dass die Koreaner ein sehr freundliches Volk sind. Es kommt natürlich auch immer darauf an, wie man sich selbst verhält.

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Wie geht es dir mit dem Essen? Was isst du so?
Das mit dem Essen ist zugegebenermaßen ein spannendes Thema. Ich bin grundsätzlich ein Mensch, der so gut wie alles isst und asiatisches Essen liebt. Nach über zwei Monaten kann es dann aber doch vorkommen, dass man keine Lust mehr auf Reis hat – dann wird die Auswahl jedoch gering. Ich habe bis jetzt aber immer was gefunden, was mir schmeckt. Problematisch waren am Anfang lediglich die scharfen Gewürze, aber ich habe meinen Körper mittlerweile gezwungen, das zu akzeptieren (schmunzelt).

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Wie unterscheidet sich das Alltagsleben in Südkorea von dem bei uns?
Einer der größten Unterschiede ist wohl, dass viele Supermärkte rund um die Uhr geöffnet haben. Daran gewöhnt man sich auch recht schnell und ich muss sagen, dass ich das als sehr angenehm empfinde. Die Uhren gehen hier grundsätzlich etwas anders, manchmal habe ich das Gefühl, dass die Stadt erst in der Nacht richtig zum Leben erwacht. Da ich ohnehin alles andere als ein Morgenmensch bin, kommt mir das sehr gelegen.

Und wie schaut es mit dem Nachtleben aus? Nimmst du daran teil?
Das Nachtleben würde ich als „ausgiebig" beschreiben, aber man soll die Feste ja feiern wie sie fallen. In einer Stadt mit über 10 Millionen Einwohnern ist es auch logisch, dass da die Post abgeht, und wenn man hier ist will man das auch so gut es geht ausleben. Ich bezeichne es als Teil meiner „kulturellen Erfahrung".

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Was war bislang für dich die größte Umstellung?
Vermutlich das anfängliche Problem mit der Kommunikation. Bisher konnte ich mich in fast allen Ländern auf Englisch gut verständigen. In Korea ist das etwas schwieriger, vor allem bei der älteren Generation. Hinzu kommt noch, dass man die Schriftzeichen nicht lesen und sich dadurch die Wörter nicht merken kann. Mein Koreanisch beschränkt sich daher leider immer noch auf „Hallo", „Auf Wiedersehen" und „Danke".

Wie sieht ein normaler Wochentag bei dir aus?
Von Montag bis Donnerstag bin ich auf der Uni, meistens bei Vorlesungen oder beim Sport. Abends gehen wir meistens gemeinsam Essen oder unternehmen etwas.

Und was machst du an den Wochenenden?
Die Wochenenden nutzen wir, um uns gemeinsam Dinge in der Stadt anzusehen, auszugehen oder – sofern es die Zeit erlaubt – zu verreisen. Es kann aber auch vorkommen, dass ich mal ein Wochenende für die Uni opfern muss, geschenkt wird uns nämlich nichts.

Wohin führten bislang deine Ausflüge?
Der erste Ausflug führte mich nach Busan, eine Stadt an der südöstlichen Küste von Korea. Zwei Wochen nachdem ich dort war wurde die Stadt leider von einem Taifun schwer getroffen, ich hatte also Glück noch vorher dort gewesen zu sein. Im Oktober bin ich nach Tokio geflogen, und Anfang Dezember geht's noch nach Peking.

Zum Fußball: Spielst du dort eigentlich mit Mitstudenten?
Wir treffen uns einmal in der Woche zum Fußballspielen, allerdings hat das bei weitem kein „Oberligarocker"-Niveau (lacht). Meistens spielen die Europäer gegen die Südamerikaner, aber da steht der Spaß im Vordergrund – und für mich ist es eine gute Möglichkeit, dem Fußballentzug etwas entgegenzuwirken.

Verfolgst du den südkoreanischen Fußball auch?
Um ehrlich zu sein: Gar nicht. Ich glaube aber nicht, dass ich da allzu viel verpasse.

Aber die Spiele des GAK verfolgst du schon, oder?
Natürlich verfolge ich die Spiele des GAK, ich bin ja immer noch großer Fan meiner ehemaligen Mitspieler. Die Ergebnisse sehe ich auf Facebook und auf der Homepage, und hin und wieder schaue ich mir auf YouTube auch die Zusammenfassungen an. Es ist interessant, die Geschehnisse im Verein von außen zu betrachten. Im Frühjahr werde ich mir sicher auch wieder Spiele live anschauen.

Wie hältst du eigentlich Kontakt zu Familie und FreundInnen? Und hast du Kontakt zu Ex-Mitspielern?
In Zeiten des Internets ist das absolut kein Problem mehr. Ich telefoniere mehrmals pro Woche mit meinen Eltern und meiner Schwester. Es ist mir sehr wichtig zu wissen, dass zu Hause alles in Ordnung ist. Es freut mich außerdem sehr, dass ich zu vielen Ex-Mitspielern einen sehr guten Kontakt pflege, z.B. zu Ali Ivanescu, Marco Allmannsdorfer oder Flo Stadler. Es haben sich beim GAK sehr viele enge Freundschaften entwickelt.

Vielen Dank für deine ausführlichen Antworten, lieber Marvin! Rote Grüße in den fernen Osten und alles Gute! Man sieht sich!

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902