GAK 1902 Aktuelles
News / Wolfgang Kühnelt / Freitag 08.04.2022

Der 12. und der 13. Mann. Der GAK spielt gegen Rapid II unentschieden.

Wie war das mit dem 12. Mann im Stadion? Wenn damit primär die Kurve gemeint ist: Die ist an diesem 8. April 2022 sehr gut gefüllt und stimmkräftig unterwegs wie eh und je. Der Rest der Arena? Dürftig besucht, man möchte die offizielle Zuseherzahl gar nicht hinschreiben. Der 12. Mann kann an diesem Tag allerdings leider nicht verhindern, dass der 13. Mann – und das wäre dann wohl der Schiedsrichter – einen Heimsieg des GAK … sagen wir es höflich: nicht wirklich herbei pfeifen will. Eher im Gegenteil.

Aber von vorne. Die Verletztenliste vor der Partie gegen den grünweißen Nachwuchs ist beachtlich, doch das hält die Roten nicht auf. Sie dominieren die erste halbe Stunde fast nach Belieben. Bereits in der 3. Minute köpfelt Rusek zum 1:0 nach schöner Vorarbeit von Nutz ein. Es geht munter dahin, die jungen Rapidler wirken ungestüm, teilweise auch noch unbeholfen. In Minute 17 gibt es kurzen Jubel, aber Peham ist von unserer Position aus gesehen klar im Abseits. Sangaré und Kollegen kommen zu einigen schönen Chancen. In der 31. Minute darf Peham dann wirklich feiern, ein feines Kopftor führt zum 2:0. In dieser Phase hätte man bereits auf einen klaren Sieg gewettet. Der GAK deutlich überlegen, es gibt so gut wie keine Fehlpässe, der Matchplan scheint aufzugehen.

Der Konjunktiv deutet es schon an, ab diesem Zeitpunkt geht es langsam, aber stetig bergab. In Minute 37 setzt sich Rapid II im Strafraum fest, es wird kräftig geschoben, der Schiri hat nichts gesehen und – patsch! – der Anschlusstreffer ist im Netz. Weil wir schon beim „Unparteiischen“ sind: Bis zur Minute 44 sieht es so aus, als habe er seine Karten in der Garderobe vergessen. Die Grünweißen steigen derb ein, es gibt allerdings kurz vor der Pause doch noch die Gelbe gegen die Nr. 19 der Wiener. Pünktlich auf die Sekunde ist die erste Hälfte aus und man kann trotz des fragwürdigen Treffers der Jung-Hütteldorfer einigermaßen zufrieden sein. 

Die zweite Hälfte beginnt wie die erste. Der GAK drückt aufs Tempo. Diesmal allerdings sind es nur 15 Minuten, in denen die Roten die Überhand haben. Dann plätschert die Partie dahin und die Rapidler wollen offenbar dringender den einen Punkt als wir die drei. Nach einem Corner gibt es in der 61. tatsächlich den Ausgleich. Nur eine Minute später zieht Peham aufs Tor und wird gelegt. Der Schiedsrichter hat allerdings nichts gesehen. Didi Elsneg auf der Tribüne ist mittlerweile auf 180. Seine Rufe „Spielen! Spielen!“ werden durchaus noch gehört. So versuchen sich Sangaré, Nutz und Peham mit einer schönen Doppelpass-Serie vors Tor zu kicken, aber sie bleiben unbelohnt. Ab Minute 65 werden die Entscheidungen des dreizehnten Mannes immer eigenwilliger. Das Mittelfeld spielt bei beiden Teams keine große Rolle mehr, die Bälle werden von hinten nach vorne geballert, was dann halt doch recht wenig bringt. In der 75. geht Sangaré, in der 80. folgt ihm Pedro auf die Bank. Aber auch die eingewechselten Fink und Kiedl können keine großen Akzente mehr setzen. Die Coaching-Zone des GAK ist zwischendurch stark bevölkert, am ruhigsten von allen wirkt Trainer Messner. Und dann? Ist es aus. Auch die drei Minuten Nachspielzeit haben nichts mehr an einem Unentschieden ändern können, das der Stadionsprecher zurecht „ein bisschen bitter“ nennt.

Kann man einem Spieler einen konkreten Vorwurf machen? Wir würden sagen: Nein. Grobe Fehler haben wir nicht gesehen. Die Verteidigung rund um Graf wirkte robust. Die Offensive sehr bemüht. Engagement war in allen Mannschaftsteilen zu merken. Aber letztlich dauert ein Match eben mindestens 90 Minuten und es reicht nicht für drei Punkte, wenn der Matchplan in der letzten halben Stunde nur mehr spärlich – und im alles entscheidenden Finale gar nicht mehr – wahrnehmbar ist. Der Gegner, der schon auf der Verliererstraße scheint, kann sich erholen. Und der dreizehnte Mann? Hat uns zumindest sicher kein Glück gebracht. Spaß macht das nur bedingt. Katastrophenstimmung ist allerdings auch nicht angebracht.

Was uns hingegen wirklich zu denken geben sollte: Im Frühjahr vor zehn Jahren, kurz vor dem Crash in Hartberg, konnten wir das Stadion in Liebenau im entscheidenden Moment bis auf den letzten Platz füllen. Jetzt, eine Liga weiter oben, verirrt sich nur mehr der allertreueste Teil der Anhängerschaft in die Arena. Im Frühjahr vor fünf Jahren feierten wir in Weinzödl regelmäßig vor ausverkauftem Haus und konnten so den Aufstieg in die Landesliga bejubeln. Es wird Geduld brauchen, aber eben auch Unterstützung des 12. Mannes (und der 12. Frau!) bis wir wieder dort sind, wo der GAK es sich dank seiner Tradition verdient hätte.

Bis dahin werden wir unglückliche Niederlagen zu verdauen haben. Wir werden glückliche Siege feiern. Und wir werden auch mit solchen Unentschieden und solchen Unparteiischen leben müssen. Wir werden all das überstehen. Weil wir schon bald 120 Jahre durchgehalten haben.

Wolfgang Kühnelt

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902