Verdientes Unentschieden
Aktuelles / Blog "Fansektor" / Martin Murpott / Dienstag 23.09.2025

Verdientes Unentschieden

Verdient war dieser gestrige Punkt allemal. Nach zögerlichen Anfangsminuten und einem Gegentreffer, den man sich wieder einmal sparen hätte können, entwickelte sich nämlich ein durchaus gefälliges Spiel, in dem auch der GAK zu seinen Chancen kam.

Mit der Verwertung selbiger lässt sich natürlich nach wie vor hadern, allerdings war mit dem SK Rapid auch kein Team zu Gast, dem heuer der Ruf offener Scheunentore vorauseilt. Dass der Ausgleich in der 94. Minute nach einer VAR-Intervention und dem damit verbunden Strafstoß erfolgte, kann man getrost als ausgleichende Gerechtigkeit für das letzte Heimspiel gegen die Grün-Weißen im Oktober 2024 betrachten. Damals erhielten die Wiener ihrerseits erst dank VAR einen Elfmeter in der Nachspielzeit zugesprochen, nachdem der Schiedsrichter ursprünglich auf Eckball entscheiden wollte. Hut ab an dieser Stelle vor Daniel Maderner: Trotz seines verschossenen Penaltys in der Vorwoche übernahm er erneut Verantwortung – und verwandelte diesmal eiskalt. Gar nicht auszudenken, was wohl in den Sozialen Medien losgewesen wäre, wenn er abermals verschossen hätte.

Tiefpunkt zur richtigen Zeit

Während in der abgelaufenen Saison der spielerische und moralische Tiefpunkt erst im März 2025 erreicht wurde, bleibt zu hoffen, dass er heuer bereits in Linz hinter uns gelassen wurde. Wir erinnern uns, dass die fast schon an Arbeitsverweigerung grenzende Niederlage auswärts gegen Rapid in der 22. Runde der abgelaufenen Spielzeit die Trennung von Trainer Rene Poms zur Folge hatte. Ob die damalige Leistung als Statement gegen den Trainer zu verstehen war, sei an dieser Stelle genauso dahingestellt, wie die Frage, ob wir auch mit Rene Poms den Klassenerhalt geschafft hätten. Bekanntermaßen ging jedoch alles gut aus, und der GAK wurde schließlich immerhin noch Zehnter – vor Altach und Absteiger Klagenfurt.

Die Niederlage im Hofmann Personal Stadion am vorvorigen Wochenende wiederum führte dazu, dass die Fans vor Ort wohl zum ersten Mal seit Neugründung nicht nur den Support einstellten, sondern auch ihre Zaunfahnen abnahmen. Ich selbst musste das Spiel nur vor dem Fernseher mitertragen; allerdings entsprachen die „Wir haben die Schnauze-voll“-Sprechchöre der mitgereisten Anhängerschaft durchaus auch meiner Gemütslage. Das witz- und lustlose Gekicke gegen Blau-Weiß hatte diesmal allerdings keinen Trainerwechsel zur Folge, sondern eine Aussprache von Kurvenvertretern mit Vereinsfunktionären sowie Spielervertretern. Ohne den konkreten Wortlaut des Kurvenappells zu kennen, ist davon auszugehen, dass den Spielern freundlich, aber bestimmt erklärt wurde, was es heißt, Teil des GAK zu sein. Vergleicht man nun die Leistung gegen Rapid mit jener in Oberösterreich, dürfte die Botschaft wohl angekommen sein.

Die Spieler haben am Sonntag sprichwörtlich den Arsch hochbekommen und gezeigt, dass sie nicht nur kämpfen können, sondern es auch wollen. Ich bin daher der Meinung, dass man Ferdinand Feldhofer zumindest genauso viel Zeit zugestehen sollte, wie sie Gernot Messner eingeräumt wurde. Dieser hielt im Vorjahr nach neun Spieltagen immer noch bei vier Punkten; mit einem dringend ersehnten Auswärtssieg gegen Ried oder sogar einem Heimsieg gegen Wolfsberg wäre diese Ausbeute heuer um mindestens drei Punkte übertroffen. Sehr gut möglich also, dass der Tiefpunkt in Linz tatsächlich zur genau richtigen Zeit erfolgte, um das Ruder noch herumreißen zu können.

Noch ein langer Weg

Und er wird sicher kein leichter sein! Trotzdem bleibe ich dabei: Mit der einen oder anderen gezielten Verstärkung im Winter sollten wir den Klassenerhalt im besten Fall bereits vor der letzten Runde sichern können. Es mag zwar manchem schwerfallen zu akzeptieren, dass wir derzeit keine größeren Brötchen als die Qualifikationsgruppe backen können, jedoch: Loyalität und Vereinsliebe lassen sich im Gegensatz zu Erfolg ohnehin nicht kaufen! Ein Leben im Tabellenkeller mit dem Damoklesschwert des Abstiegs über unseren Köpfen ist für niemanden ein angenehmes Gefühl – aber wir Stadtklubfans haben wahrlich schon schlimmere Zeiten überstanden. Also lasst uns diesen Weg gemeinsam gehen, selbst wenn er steil und steinig erscheint! It's a long way to the top if you wanna rock 'n' roll…

Die Nachbetrachtungen zu den Spielen des GAK 1902 werden von unabhängigen, ehrenamtlichen Autoren nach dem Prinzip „von Fans für Fans“ erstellt. Ohne Wahrheitsanspruch geben sie Erlebnisse und Empfindungen zum Spieltag wieder. Somit sind diese externen Beiträge keinesfalls als offizielle Vereinsstatements zu werten.

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902