GAK 1902 Aktuelles
News / Alfred Haidacher / Sonntag 01.03.2020

Von Not, Elend und den Bildern, die sich gleichen

Als Friedrich Torbergs literarische Figur Tante Jolesch einmal damit konfrontiert wird, dass es auch noch schlimmer hätte kommen können, sagt sie die berühmt gewordenen Worte: „Gott soll einen hüten vor allem, was noch ein Glück ist“. So fühlte man sich auch nach dem Schlusspfiff gestern in Linz.

An einem Ort, an dem vor etwa einem Jahrzehnt einer der traurigsten Siege des GAK miterlebt wurde, was von der dortigen Polizei mit Tränengas für die Augen hochschwangerer Frauen und kleiner Kinder, ja, meiner Kinder und meiner Frau, gefeiert wurde, während sich anderswo gleichzeitig ein oststeirischer Club, dessen Name mir gerade entfallen ist, für ein 6:0 feiern ließ, das dessen Aufstieg in die zweite Liga bedeutete, – an einem solchen Ort fühlt man sich von vornherein unwohl. Die mitgereisten Roten machten nichtsdestoweniger die übliche Stimmung – also eine gute. Und sie mussten sich am Ende dennoch sagen, dass man noch Glück gehabt hatte, nicht zu verlieren. Siehe: Tante Jolesch. 

Not gegen Elend

Der Reihe nach: Die Voraussetzungen waren bekannt und nicht besonders gut. Die längste sieglose Serie des GAK seit über dreißig Jahren aber, die sollte doch gestern um 17.15 Uhr endlich hinter uns liegen… Auf einen Trainereffekt zu hoffen, hatte wenig Sinn, da ja im Prinzip die gleiche Truppe, nur ohne Cheftrainer, am Werke war. Und doch wollte man zuversichtlich sein. Die Spieler würden sich wohl beweisen wollen, den Fans zeigen, dass sie willens und imstande sind, von sich aus Verbesserungen zu erreichen. Und tatsächlich schien es zunächst, als könnte sich diese Hoffnung erfüllen. Geht man davon aus, dass bei einem Spiel Not gegen Elend die Not etwas besser als das Elend ist, dann war der GAK in einem von Beginn an wenig überraschend schwachen Spiel die Not, die das Linzer Elend ganz passabel im Griff hatte. Das ging so ohne größere Aufreger zwanzig Minuten lang gut, bis Blau-Weiß mutiger wurde und den ersten einigermaßen ernst zu nehmenden Angriff des Spieles startete. Gleich wurden wieder einmal Unsicherheiten in der nicht zusammengespielten Abwehr offenbar, und dann machen die Roten aus einem Eckball von Nutz in der 27. Minute das Tor. Hackinger ist es, der am langen Eck wartet und den verlängerten Ball zum 1:0 verwertet. 

Elend gegen Not und die Bilder, die sich gleichen 

Nur verhaltene Freude kommt auf, schließlich hat man letzte Woche auch 1:0 geführt und dann noch verloren. Sieht man von einer gelben Karte für Harrer ab, der sich im Übrigen den Titel „Kampfschwein des Tages“ verdient hat, geschieht bis zur Halbzeit nicht mehr viel, außer dass Blau-Weiß ein klein wenig stärker wird und droht, den GAK in die Elendsrolle zu drängen. Wie viele Worte muss man noch machen? Die zweite Halbzeit beginnt mit einer stärkeren Linzer Elf. Nein, das Match wird dadurch nicht besser. Zehn Minuten dauert es, bis der GAK so etwas Ähnliches wie einen Angriff zustande bringt. Die Bilder der Spiele gleichen einander: zwanzig passable Minuten gegen einen schwachen Gegner, das 1:0, zusehends schwächer werdende Rote, die in der zweiten Halbzeit wenig zustande bringen. Das hat man so auch letzte Woche gesehen, das hat man in zu vielen Spielen gesehen (mit und ohne rote Führung). Der Ausgleich fällt. Nach einer Serie von ungeschickten Abwehrversuchen serviert Weberbauer den Ball ideal zum Abschluss. Lukas Tursch sagt Dankeschön und unser sehr guter Torhüter Nicht ist geschlagen. 

Noch ein Glück 

Noch ein Glück ist, dass die immer stärker werdenden "notigen" Blau-Weißen unseren elend gewordenen nicht noch weitere Tore schießen. Die Möglichkeiten dazu hätten die wahrlich gehabt. Aber auch die Not tut sich schwer, wenn das Elend immerhin zu kämpfen bereit ist (und das eigene Unvermögen mit dem des Gegners um den Sieg im Versagenscup ringt). Ja, gekämpft hat die Mannschaft, das ist der einzige ans Positive streifende Aspekt dieses Nachmittags (neben dem unglaublichen Glück, nicht verloren zu haben). An einer Stelle wie dieser wird üblicherweise apulischer Rotwein herbeigesehnt, wie es Mike in seinem letzten Spielbericht getan hat. Es wird beschworen, dass wir dennoch der GAK sind und die Mannschaft lieben, liebten und lieben werden, wie Dieter und auch ich das gern tun. Trotzdem bleiben Fragen: Wo ist die Fitness? Das darf man fragen, wenn die Mannschaft nach zwanzig Minuten anfängt abzubauen und in der zweiten Halbzeit noch stärker nachlässt, wie es jetzt seit über zwölf Runden geschieht. Gibt es wenigstens auch nur eine einzige Taktikvariante, wer kennt sie, wer versucht, sie auszuführen? Und so weiter…  

Ach ja 

Ich freue mich auf jedes nächste Spiel meiner Mannschaft, ich werde alle Spiele, die diese Mannschaft in welcher Zusammensetzung und unter welchem Trainerteam auch immer spielt, besuchen, sofern ich nicht schwer krank oder beruflich verhindert bin. Aber, der Herr möge abhüten, dass ich noch oft sagen muss, dass es noch ein Glück war, dass wir wenigstens unentschieden gespielt haben. Ach ja: es gab auch eine gelbe Karte für Hödl. Warum? Keine Ahnung. Und Elsneg konnte auch nicht mehr helfen (aber zu einer Chance ist er doch – beinahe – gekommen…).

Alfred Haidacher  

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902