News / Dieter Demmelmair / Samstag 20.01.2018

„Es waren fünf unvergessliche Jahre!“

Laurenz Sacher verlässt den GAK – und wir versuchen, unsere Dankbarkeit in Worten auszudrücken. Auch wenn wir scheitern werden …

Wenn man jung ist, stellt man sich ab und zu die Frage: „Was werde ich einmal meinen Enkerln erzählen?“.  Laurenz Sacher ist jung, er wird im Mai erst 24 Jahre alt. Und dennoch hat er jetzt schon diese eine, diese einzigartige Geschichte erlebt, die er einmal erzählen kann.

Am 16. Juli des Jahres 2014 traf unser GAK in Kalsdorf auf den Premier League-Klub Crystal Palace. 90 Millionen Marktwert trafen da auf ein paar Tausender Marktwert, hochbezahlte Profis, die in der abgelaufenen Saison gegen die Manchester-Klubs, Liverpool, Chelsea & Co. durchaus gute Figur gemacht hatten (11. Platz) trafen da auf den GAK, der in der 1. Klasse Mitte A das Maß aller Dinge war und Klubs wie Post SV, Judendorf oder das Zweierteam von Rein klar beherrschte.

13 Tore kassierten unsere Roten, bei diesem Fußballfest, welches eine noch immer stark gepflegte Fanfreundschaft mit sich brachte. Eine schöne Geschichte. Aber nicht die Geschichte, die Laurenz Sacher einst erzählen wird. Seine Geschichte gibt es sogar auf Englisch, etwa im Archiv der Homepage von Crystal Palace:

But it was Graz who struck next with their first meaningful attack of the half on 57 minutes to send the home crowd into absolute delirium. After Ali Ivanescu’s wicked cross forced a corner on the Palace right, Richard Wemmer’s in-swinging delivery found the head of Sacher, who finally got his goal to make it 5-1.” 

Wenn er die Geschichte von seinem Tor (seinen Jubel seht ihr im Titelbild) erzählen wird, wird er es so tun, wie er ist: Bescheiden, sich nicht in den Vordergrund stellend, sympathisch, freundlich, zuvorkommend. Laurenz Sacher ist kein Blender, kein Angeber. Auch als er 2014 den „Bruno“ als „Amateurspieler des Jahres“ gewann, blieb er am Boden. Er ist eben keiner, der sein Licht über den Scheffel stellt. Und da war viel Licht – sehr viel Licht.

Blutjung war Sacher, als er seinen allerersten Meisterschaftseinsatz  für den GAK feiern konnte. 8:0 verloren unsere Roten - als damals schon feststehender Meister - das letzte Spiel der Regionalligasaison 2011/2012 beim FC Pasching, der gerade 18 Jahre alt gewordene Sacher durfte die letzten beiden Minuten rein. Damals schon Mitspieler: Ali Ivanescu.

Mit ihm verbindet Sacher auch abseits des GAK jede Menge: Sie besuchten die gleiche Oberstufenklasse, absolvierten beide ein Lehramtsstudium im Mathematik und Sport und unterrichten beide nun (Sacher in der NMMS Gratwein). Die beiden waren so etwas wie unsere „Turbo-Twins“ der ersten Jahre nach der Neugründung. Beide von Anfang an dabei, beide echte Torgaranten.

58 Tore erzielte Sacher in Meisterschaftsspielen für die KM I des GAK, nur in der Landesligaherbstsaison ging er, verletzungsbedingt, leer aus, schoss aber drei Tore für die KM II. So ruhig Sacher privat war und ist – sein Torjubel hatte oft die Intensität einer befreienden Explosion. Etwa als er – als „Joker“ gekommen – knapp vor dem Ende der Oberligaheimpartie gegen Gleinstätten den 2:1-Siegtreffer erzielte. Oder nach seinen beiden Toren beim 3:0-Heimsieg in der Oberliga gegen Pachern.  „Damals habe ich mich auch deswegen so sehr gefreut, weil mich ein Bandscheibenvorfall zurückgeworfen hatte. Ich war damals so froh, endlich wieder spielen zu können“, erzählt er heute.

 

(Laurenz Sacher als „Hochspringer“ nach seinem 2. Tor gegen Pachern) 

 

Wie sehr Sacher die Zeit bei unseren Roten genossen hat, zeigt die Antwort auf die Frage nach seinem schönsten Erlebnis im GAK-Dress:  „Das ist ganz schwer zu sagen, da wirklich jedes einzelne Spiel vor dieser Kulisse, vor diesen einzigartigen Fans, ein Highlight für mich war!“ Es ist ein Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Klar, dass sich Sacher auf die neue sportliche Herausforderung beim Oberligisten Frohnleiten freut. Und noch klarer, dass er mit Wehmut geht. „Ehrlich gesagt werde ich alles vermissen! Egal, ob es die Spiele vor dieser Kulisse sind oder sogar der so gewohnte Weg in mein zweites Wohnzimmer, nämlich das Trainingszentrum Weinzödl. Und ganz besonders werden mir meine Kollegen, aber auch der Platzwart Mario Steinwandter und der Zeugwart Herbert Posch fehlen!“

Ja, es ist eine einzige Geschichte, die Laurenz Sacher einst erzählen wird. Es ist eine Geschichte, die von mehr als nur einem Tor handelt. Es ist eine Geschichte, die viereinhalb Jahre dauerte. Wir wissen nicht, wie seine Enkerln einst auf diese Geschichte reagieren werden. Wir wissen aber, wie wir darauf reagieren: mit sehr, sehr großer Dankbarkeit.  

Den prominenten Platz in unseren Geschichtsbüchern kann (und will!) Dir keiner mehr nehmen, Laurenz! Danke für Dein Engagement, für alles, was Du seit der Neugründung für unseren GAK 1902 geleistet hast. Sei Dir sicher: YOU’LL NEVER WALK ALONE!

 

Die letzten Worte gehören Laurenz Sacher:

„Wenn ich nicht zeitgleich für Frohnleiten spiele, werde ich sicher zumindest bei jedem Heimspiel live mitfiebern, denn mein Herz wird immer für den GAK schlagen!  Abschließend möchte ich mich beim gesamten Trainerteam und dem Vorstand für fast fünf Jahre Zusammenarbeit bedanken und bei meinen Kollegen und den GAK-Fans verabschieden! Danke für alles, es waren fünf unvergessliche Jahre, mit unvergesslichen Erlebnissen und unvergesslichen Erfahrungen für mich!“    

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902