News / Redaktion / Sonntag 25.03.2018

Grafingham und Fischerskjaer: Zwei "Neuzugänge" lassen Weinzödl explodieren

Der GAK besiegt den ASK Voitsberg dank zweier Last-Minute-Tore noch mit 2:1 - hier der Versuch, das Unbeschreibliche in Worte zu fassen ...

"Balotelli, AGÜEROOOOOOO!" brüllte der britische TV-Komentator, als Sergio Agüero nach Pass von Mario Balotelli Manchester City 2012 in der 91. Minute zum Meistertitel schoss. Und dann sagte er noch etwas: "I swear, you will never see anything like that again!".

Eigentlich ist dieses Spiel unbeschreiblich. Eigentlich ist Lukas Graf Verteidiger. Eigentlich hätte Andreas Fischer auf der Bank sitzen sollen. Und gäbe es ein Phrasenschwein in Weinzödl, dann wäre es nach dem Match an Überfütterung verendet - so oft wie alleine Lukas Graf davon gesprochen hat, dass Matches eben erst dann beendet sind, wenn der Schiedsrichter abpfeift. Wie Recht er eigentlich doch hat ...

In der 90. Minute war es so weit: Ich habe mich damit abgefunden, meinen Sonntagvormittag mit etwas zu verbringen, was ich hasse - und zum Glück aber nicht oft tun muss: Einen Matchbericht über ein verlorenes Match zu schreiben. Aber dann kamen Lukas Grafingham und Andreas Fischerskaer ...

Ich glaube, es war die deutsche TV-Journalistin Ulrike von der Groeben, die beim Championsleague-Finale 1999 zwischen den Bayern und Manchester United in der 90. Minute ihren Platz auf der Pressetribüne verließ, um ins Studio ins Stadioninnere zu gehen, um von dort aus den durch den weiteren Abend zu führen. Als von der Groeben aufstand, führten die Bayern 1:0. Als sie drei Minuten später im Studio ankam, hatte United dank Toren von Teddy Sheringham und Ole-Gunnar Solskjaer eben die Championsleague gewonnen ... 

Auf der Stadionuhr in Weinzödl stand noch "00", als es bereits 1:0 stand - für Voitsberg. Nach einem Lattenschuss verwertete Ex-GAK-Kicker Daniel Brauneis eiskalt zum frühesten Gegentor, dass der GAK jemals in Weinzödl erhielt. Ausgerechnet Brauneis, der schon beim Hinspiel in Voitsberg dem GAK den Todesstoß versetzt hatte. 

Ein Schock, von dem sich unsere Roten nur sehr langsam erholten. Erst in der 12. Minute gab es die erste nennenswerte Offensivaktion des GAK 1902, richtig gefährlich wurden wir erstmals in der 15. Minute, als Gerald Säumel knapp verzog. Und ab der 20. Minute nahm dann der GAK das Heft in die Hand. Freilich: In dieses Heft konnten bis zur 90. Minute nur jede Menge Chancen geschrieben werden. Tore aber nicht.

Daran trug auch der wirklich großartig haltende Voitsberg-Goalie Markus Hiebler Schuld. Und Fortuna - denn der GAK konnte sich glücklich schätzen, sich in der 33. Minute bei einem der Konter der Voitsberger nicht das 0:2 eingefangen zu haben. Erst traf Jürgen Hiden nur die Stange, dann schoss Brauneis Luka Kiric, der diesmal von Beginn an spielte, an. 

Auch in der 2. Halbzeit wurde den 2.032 Fans (darunter waren wieder einige Freunde von Crystal Palace!) das gleiche Bild präsentiert. Der GAK drückte, Hiebler hielt, die Voitsberger waren im Konter brandgefährlich. GAK-Coach David Preiß griff kurz vor dem Ende sogar zu ungewöhnlichen Mitteln. Unser baumlanger neuer Verteidiger Luca Puster kam rein - als Stürmer.

Rückspiel des Playoff-Semifinales um den Aufstieg in die Premier League: Watford trifft auf Leicester. 96. Minute: Watford führt 2:1 - ein Tor zu wenig für den Aufstieg. Und dann gibt es auch noch Elfmeter für Leicester. Doch Watford-Goalie Manuel Almunia wehrt den Penalty und den Nachschuss ab. Und dann geht es ganz schnell - und Troy Deeney ballert nur Sekunden später Watford ins große Glück. "You are really seeing the most extraordinary finish here", ist der SKY-Kommentator begeistert.

Und dann war das Match aus. Also fast. Über das, was in der Nachspielzeit geschah, kann selbst ich nur in Aufzählungsform berichten:

91. Minute: Lukas Graf trifft zum 1:1 - per Fuß!

92. Minute: Foul von Voitsbergs Wolfgang Taucher an der eigenen Strafraumgrenze, er sieht dafür Gelb-Rot.

93. Minute: Noch immer wurde der Freistoß nicht ausgeführt. Der Grund dafür: Dieter Elsneg kritisiert die Schiri-Entscheidung zu heftig - auch er sieht Gelb-Rot.

94. Minute: Andreas Fischer tritt den Freistoß. 2:1!!!!!!

Was ich aber beschreiben kann: Schon der Jubel beim 1:1 kam einer in mehr als drei Jahrzehnten, in denen ich schon GAK-Matches besuche, selten erlebten Explosion der Freude gleich. Was sich aber in unserer, auch diesmal wieder unglaublich lautstarken, sensationellen Kurve und im Rest von Weinzödl nach dem 2:1 abspielte, das habe ich noch nie erlebt. Das war so dermaßen emotional, das war ein kollektiver Vulkanausbruch, ein Erdbeben der Glückseligkeit. Unfassbar! War ich jemals enttäuscht vom GAK? Keine Ahnung - der Treffer zum 2:1 hat meine Frust-Festplatte gelöscht. Alle "Best Comebacks ever"-Videos müsen nun ergänzt werden ...

Am Ende gibt es diesmal drei Schlusswörter:

Andreas Erschen, langjähriger GAK-Fan, hat mir auf Facebook mitgeteilt, dass ich diesmal das Wort "endgeil" im Matchbericht verwenden könne. Ja, Andreas, das tue ich - schau mal: Endgeil, endgeil, endgeil, endgeil ....

Paul Diegnan ist noch nicht so lange Fan unserer Roten. Er kommt aus England, ist Fan von Leicester und lebt nun in Graz. Er schrieb auf der GAK-Facebookseite: "What a game, great fans, will be back!" Herzlich willkommen!

Und Schlusswort Nummer 3 kennt Ihr alle bereits. Diesmal habe ich es ergänzt:

WE ARE GAK - aber sowas von! Danke an alle Kicker, Trainer, Funktionäre, ehrenamtliche Mitarbeiter und jeden einzelnen Fan. Ihr alle seid ein Wahnsinn!

P. S.: Ein besonderer Dank gilt unserem "Kids Club"-Team, dass seinen kleinen Mitgliedern ein ganz tolles Matcherlebnis ermöglicht hat. Und unser "Club 1902"-Team hat wieder einmal gezeigt, dass auch das "Drumherum" bei einem GAK-Match meisterlich ist!

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902