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News / Simon Michl / Samstag 25.04.2020

Fans im Fokus: Wenn aus einem Funken rotes Feuer wird

Diesmal schreibt eines der Mitglieder aus dem GAK-Redaktionsteam über seine Leidenschaft und Treue in Rot.

In unserer Serie „Fans im Fokus“ wollen wir die wichtigste Hauptsache der wichtigsten Nebensache der Welt in den Vordergrund rücken: die Fans. Wir bitten GAK-Fans vor den Vorhang. Sie erzählen uns, wann sie den GAK zum ersten Mal sahen, welche GAK-Momente sie nie vergessen werden, wie ihre rote Traumelf ausschaut und was der GAK für sie bedeutet.

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Wer bist du?

Ich bin Simon Michl, 26 Jahre alt und wohne in Frauental. Seit der Gebietsliga bin ich Teil des GAK-Redaktionsteams und GAK-Fan eigentlich schon seit ich denken kann. Das ist durchaus wortwörtlich und nicht als Phrase gemeint, denn um die nächste Frage zu beantworten:

Dein allererstes GAK-Match?

So viele GAK-Spieler der letzten 20 Jahre ich auch aufzählen kann und wenn ich auch fast jedes Ergebnis der letzten sechs Jahre auswendig weiß, das weiß ich tatsächlich nicht (mehr). Schande über mich, ich weiß. Ich weiß aber zumindest, dass ich dank meines Vaters, der schon sehr viel länger GAK-Fan ist, zu den Roten gestoßen bin. Damals hat etwas angefangen, das bis heute und für immer bestehen bleibt. Meine erste Erinnerung muss vom Nikolo sein, der mir eine rote Haube oder ein rotes Kapperl gebracht hat. Meine erste Dauerkarte aus Liebenau hängt noch bei mir im Zimmer, datiert mit der Saison 2000/01, als ich sieben Jahre alt war. Was aber noch wichtiger ist: Ich kann mich noch ziemlich genau an den Moment erinnern, der den GAK für mich persönlich bis heute ausmacht.

Was bedeutet dir der GAK?

Du kannst deine Frau, deine politischen Ansichten, deine Religion wechseln, aber niemals kannst du deinen Fußballverein wechseln.“ Dieses oft verwendete Zitat mag überhöht klingen, aber es beschreibt auf ziemlich perfekte Weise wie ein wahrer Fußballfan den Begriff der Treue definiert. Damit meine ich, nicht nach Lust und Laune oder aktuellem Erfolg von einem Verein zum anderen wechseln. Für mich war das überhaupt nie auch nur ein Thema. „Einen anderen“ gab es nie, aber kurzzeitig war „Funkstille“.

Nach der ersten Dauerkarte 2000 folgte jedes Jahr eine weitere, bis 2007. Dann ging es runter von der 1. in die 3. Liga. Damals war ich 14 Jahre alt, die Regionalliga kannte ich nicht und sie hat mich auch nicht interessiert. Ich verlor ein wenig Anschluss, verfolgte den GAK eher nebensächlich und sah nur vereinzelte Spiele. Heute schäme ich mich dafür.

Damals schämte ich mich wegen der Witze, die meine Freunde und Schulkollegen über meinen GAK machten. Und für den bitterbösen, tiefen Abstieg nur drei Jahre nach dem Meistertitel. Erst sehr viel später kapierte ich, was dieser Fall wirklich bedeutete. Eineinhalb Jahre sollte die „Funkstille“ nämlich dauern. Ende 2008, zum letzten Spiel im Herbstdurchgang fragte mich mein Vater Freitag nach der Schule, ob wir am Abend mal wieder ins Stadion fahren. „Ja, klar.“ Meine Antwort war trotz längerer Abwesenheit selbstverständlich. Beim Spiel war es nicht gleich wie damals, das sollte es auch die nächsten Jahre nie mehr werden. Es sollte noch viel besser werden. Dieses Spiel im Winter 2008, ein Sieg gegen BW Linz muss es gewesen sein, war ein echter Wendepunkt in meinem Leben. Noch bei diesem Match kauften mein Vater und ich ein Halbjahresabo für die Frühjahrssaison. Die „Funkstille“ wurde zum Funken, das Feuer wieder entfacht.

Deine emotionalsten GAK-Momente?

Natürlich bleibt das Spiel gegen Pasching 2004 unvergessen, aber beim Meistertitel muss ich immer auch an die Folgen dessen denken, der ist also irgendwie „befleckt“. Da bedeuten mir die Meistertitel der letzten sechs Jahre viel mehr. Ganz besonders sind auch die Spiele gegen Liverpool, an die Traumtore von Steven Gerrard in Graz bzw. Mario Tokio in Anfield kann ich mich gut erinnern. Dennoch sind die Jahre im steirischen Unterhaus die schönste Zeit, die ich mit dem GAK erleben durfte.

Am prägendsten war aber wohl das bereits erwähnte Frühjahr 2009. Den GAK hatte ich schon zuvor in meinem Herzen, bekam aber nun erst bewusst mit, was ihn wirklich auszeichnete: Leidenschaft, eine loyale Fanbasis, die nicht nur bedingungslos zum Verein steht, sondern auch um ihn kämpft, wenn es nötig ist, und nicht zuletzt unbändiger Wille und Hartnäckigkeit, denn ertragen mussten wir alle sehr viel über die Jahre. Der Zwangsabstieg in die Regionalliga war ja nur der Anfang einer langen Leidenszeit mit einigen Höhen, die durch viele Tiefen fast zerstört wirkten. Es machte sie aber auch umso besonderer: Auswärtsfahrten auf Sportplätze wie Kalsdorf oder Allerheiligen waren völliges Neuland für mich, der neue, enge Fansektor in der Kurve des Liebenauer Stadions, hauptsächlich junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs am Feld. Man merkte, dass alle in und rund um den Klub näher zusammen rückten. Es ergab sich für mich ein völlig neues Gefühl. Meine Einstellung hatte sich umgedreht: Ich war nun stolz auf meinen Verein, nicht auf die Leute, die uns in den Ruin getrieben haben, sondern auf uns Fans, die der wirkliche Verein sind. Dieser Umstand wurde mir damals klar. Warum sollte ich mich schämen, wenn ich meinen Klub sogar in der 3. Liga Woche für Woche unterstütze? Mir wurden auch die blöden Sprüche egal, weil ich wusste, was ich am GAK habe. Ich verteidigte unseren Klub mit all seinen Schönheiten, die damals vielleicht nur wenige sahen. Denn er wurde das Allergrößte für mich. Und dann kam ja erst der Neuanfang in der 1. Klasse …

Und die Gefühle haben sich vertieft. Auch die Vereinsschließung 2012 ließ die Liebe nicht erlöschen, nach einer kurzen Trauerphase war es an der Zeit, unseren Klub neu aufleben zu lassen. Mit Wohlwollen denke ich heute an die Gründungsversammlung 2013 zurück, an die ganzen Steine, die uns in den Weg gelegt wurden, die wir zusammen beseitigten. Ich erinnere mich an meine Maturareise, als ich um 5 Uhr in der Früh auf dem Balkon saß und im Internet las, dass eine Woche später der offiziell neugegründete Verein sein erstes Spiel bestreiten würde. Mir stiegen leichte Tränen in die Augen. So wie beim ersten Steirer-Cup-Spiel zuhause oder den sechs Meistertiteln, die wir feiern durften.

Heute erfüllt es mich schon mit Stolz, wenn ich auf meinem Mitgliedsausweis die Nummer 265 erblicke. Auf alle Ewigkeit gehöre ich zu den Ersten von mittlerweile über 1.000, die sich auch in der schwersten Zeit zu unserem Verein bekannten. Dass ich nun ehrenamtlich für den Klub arbeiten darf, ist wie ein Kindertraum, der in Erfüllung gegangen ist. Romantisch ausgedrückt könnte man sagen, meine Liebe wird auch ein wenig erwidert.

Große Teile dieses Texts habe ich schon vor ein paar Jahren verfasst. „Ich habe mit dem GAK schon so viel durchgemacht“ schrieb ich da am Ende – und da waren wir gerade einmal in der Unterliga …

Deine GAK-Traumelf?

Tor: Patrick Haider

Abwehr: Mario Tokic, Toni Ehmann, Erwin Hohenwarter,

Mittelfeld: Gerald Säumel, Martin Amerhauser, Didi Ramusch, Richie Wemmer

Angriff: Roli Kollmann, Benny Akwuegbu, Ali Ivanescu

Trainer: Klaus Augenthaler

Ersatzbank: Franz Almer, Andi Schranz, Zeljko Vukovic, Lukas Graf, Marco Micelli, Sepp Stering, Rene Aufhauser, Marco Perchtold, Dominik Hackinger, Zlatko Junuzovic, Mario Bazina, Igor Pamic

DER GRAZER STADTKLUB - gegründet 18.08.1902