KM II, 1b, Reserve, Amateure ... – die Geschichte der zweiten Kampfmannschaften beim GAK im Überblick.
Bereits bei der Generalversammlung vom 18. Oktober 1902 wird beschlossen, eine zweite Kampfmannschaft einzurichten. Sektionsleiter und Kapitän dieses Teams wird Gründungsmitglied Fritz Starkel. Damit sollen potentielle Talente an die Kampfmannschaft herangeführt werden bzw. in weiterer Folge auch nicht so oft eingesetzte Spieler der „Ersten“ die Möglichkeit bekommen, Spielpraxis zu sammeln. Bereits acht Tage später geht das erste Spiel gegen die Zweitvertretung des Akademischen Sportvereins (ASV) über die Bühne und wird 2:3 verloren. Am 3. Mai 1903 findet das erste Auswärtsspiel in Leoben (4:1) statt und wenige Tage später, nämlich am 10. Mai, das erste internationale Spiel in Laibach, das allerdings mit einer 1:4-Niederlage endet.
Den ersten richtig großen Auftritt hat die „2er“ dann beim ersten Herbstmessepokal 1906, als die rot-weiße Zweitvertretung im Finale gegen die eigene Kampfmannschaft antritt, allerdings klar mit 1:8 verliert. In weiterer Folge ist es dann oftmals das Privileg der Reserve, wie die zweite Kampfmannschaft auch oft bezeichnet wird, Premierenspiele gegen neue Fußballvereine in Graz, aber auch außerhalb zu bestreiten. Dazu gehört auch das erste Spiel gegen den damals neu gebildeten SK Sturm, das am 5. Mai 1910 stattfand und klar mit 6:1 gewonnen wird.
Mit der Einführung der Steirischen Meisterschaft 1920 gibt es in Folge auch eine eigene Reserveliga, die aber – wie die zeitgenössische Presse oftmals kritisiert – vor allem bei den Grazer Vereinen meist nur sehr stiefmüttlich behandelt wird. Unter anderem 1921 und 1925 geht dabei der Titel in die Körösistraße. Weiterhin obliegt es der 1b auch den Spielverkehr (und damit den sportlichen Kontakt) mit der steirischen Provinz zu pflegen und aufrechtzuerhalten. So gibt es unter anderem in der Zwischenkriegszeit regelmäßige Begegnungen mit dem SK Fürstenfeld, zahlreiche Turnierteilnahmen (wie beim Gleisdorfer Pokalturnier 1924, dem Pfingstpokal in Liezen 1928 oder 1934 beim Weizer Osterturnier). Am 1. Mai 1935 spielt die „2er“ das Premierenspiel des neu gegründeten Deutschlandsberger SC (DSC). Das Match endet 7:1 für die Athletiker. Aber auch so genannte „Werbespiele“ bei größeren Sportfesten außerhalb von Graz, bei denen der GAK auch mit anderen seiner Sportarten (v. a. Schwimmen, Leichtathletik) wirbt, stehen auf der Tagesordnung.
Nach dem Zweiten Weltkrieg spielt der GAK II weiterhin in der steirischen Reserveliga (u. a. Titel 1947). In weiterer Folge kommt es dann auch zur Einrichtung einer eigenen Liga für Reservemannschaften steirischer Staats- (bzw. später National-) und Regionalliga-Mannschaften mit durchaus respektablem Ergebnissen für die Rotjacken (drei Titel), teilweise auch mit internationaler Beteiligung (aus Jugoslawien/Slowenien)
Aber in den normalen Ligabetrieb ist die Zweitvertretung ebenfalls integriert, 1974 erfolgt der Aufstieg in die Unterliga, damals die zweithöchste steirische Spielklasse. Mit der Einführung der Bundesliga kommt es aber zu einer massiven Umwälzung, nämlich zur Einführung der bundesweiten U21-Meisterschaft, in der man in Folge des österreichischen Juniorenmeistertitels 1976 bis Anfang der 1980er-Jahre zunächst gut mithalten kann.
Um die ins Stocken geratene Jugendarbeit wieder in Schwung zu bringen, wird 1985 zunächst mit dem FC Graz eine Kooperation eingegangen, die auch eine weitere Kampfmannschaft im steirischen Ligabetrieb beinhaltet. Später erfolgt noch eine Zusammenarbeit mit Flavia Solva. Zehn Jahre später startet dann – unter dem verantwortlichen Jugendleiter und Cheftrainer Werner Gregoritsch – die Liaison mit dem Eggenberger Sportklub. In der Landesligamannschaft des Arbeitervereins sollen fortan junge Talente an die Kampfmannschaft der Rotjacken herangeführt werden. Die „Ehe“ wurde aber für den Kooperationsverein zunehmend kritisch und als der GAK 2003 das Team komplett übernahm, musste der ESK wieder von ganz unter anfangen.
Sportlich war die Bilanz für die Amateure – vor allem unter Trainer Harry Gamauf von 2003 bis 2006 – durchaus zufriedenstellend: 1997 (noch unter Gregoritsch) und 2006 reichte es zum Vizemeistertitel. 1998/99 konnte die Mannschaft auch erstmalig im ÖFB-Cup antreten (0:4 gegen den SK Sturm), 2000/01 überstanden die Amateure sogar drei Runden. 2006/07 kam dann mit 5:6 n. V. gegen den LASK in der 1. Runde der letzte Cupauftritt, nachdem man in der Vorrunde die Sturm Amateure 3:1 besiegte. Letztlich folgte 2010 der Abstieg in die Oberliga.
Die Geschichte der zweiten Kampfmannschaft wird am 4. Juli 2015 mit dem ersten Vorbereitungsspiel in Pölfing-Brunn gegen den dortigen Gebietsligisten fortgesetzt (zunächst wieder als GAK II, ab Sommer 2019 als Amateure), das mit 0:5 verloren geht. Trainer der Mannschaft ist die ehemalige rote Torhüterlegende Franz Almer.
Der Spielbericht führt dabei folgende Namen auf:
Marco Heibl, Paul Heinemann, Stefan Joksimovic, Kai Koleznik, Nico Neuhold, Martin Oberluggauer, Julian Haring (K), Maximilian Puchmüller, Fabio Schaupp, David Jankov (35., Alexander Wendl), Johannes Schittek
Die erste Meisterschaftssaison bestreitet das junge Team in der 1. Klasse Mitte A und liegt am Ende mit drei Punkten und dem mit +68 deutlich besseren Torverhältnis vor dem hartnäckigen Konkurrenten JSV Mariatrost und steigt so direkt in die nächste Spielklasse auf.
In der ersten Gebietsliga-Saison wird der GAK 1902 II am Ende mit acht Punkten Rückstand guter Vierter hinter Meister Deutschfeistritz. Am Ende der Saison 2017/18 scheitert man als Ligazweiter in der Relegation gegen den SVU Liebenau. Das Hinspiel am 13. Juni 2018 in Weinzödl gewinnen die „jungen Roten“ noch knapp mit 1:0. Beim Rückspiel drei Tage später sieht es lange auch gut aus (gerade nachdem die Hausherren in Unterzahl spielen müssen). Nach dem Führungstreffer der Liebenauer zu Beginn der 2. Halbzeit, wird es spannend, bis in der 83. Minute Nicolaus Scarpatetti mit dem Ausgleich das Tor zur Unterliga weit aufstößt. Aber erstens kommt es immer anders, als man zweitens denkt: in der 89. und 92. Minute machen die Heimischen noch mit zwei Toren den Sack zu.
In der folgenden Saison, mit Stefan Kammerhofer an der Seitenlinie, gelingt dann der längst fällige Sprung in die Unterliga: mit sagenhaften 90 Punkten (17 Punkte Vorsprung auf die zweitplatzierten Kumberger, auch einem ehemaligen Kooperationsverein), einem unglaublichen Torverhältnis von +91 (bei 110 geschossenen und 19 erhaltenen Toren) und den überragenden 32 Toren in 15 Spielen von Filip Smoljan wird der Titel ganz klar eingefahren. Am Ende der Saison kommt es dann noch zu einem ganz besonderen Testspiel, nämlich gegen das U21-Team von Frankreich, das sich in der Steiermark auf das WM-Turnier in Italien und San Marino vorbereitet. Das Spiel am 12. Juni 2019 in Pöllauberg endet 5:0 für die Gäste.
Darauf folgen zwei, durch die Corona-Pandemie abgebrochene Saisonen im Amateurbereich und der Wiederaufbau der Mannschaft in der Spielzeit 2021/22. In der Saison 2022/23 ist die Mannschaft wieder konkurrenzfähig und wird Vizemeister. Allerdings gelingt in der abschließenden Relegation gegen den SC Unterpremstätten nicht der Aufstieg in die Oberliga. Ähnlich ist die Situation in der darauf folgenden Spielzeit: erst durch den Sieg in einem Nachtragsspiel nach Saisonende rutschen die Amateure noch auf den 2. Platz und nun gelingt – durch einen wahren Kraftakt im Rückspiel der Relegation gegen den SV Gössendorf (Gesamtscore 8:4) – der Aufstieg unter Neo-Trainer Michael Liendl in die fünftklassige steirische Oberliga – dort war man 15 Jahren früher auch schon einmal … Die erste Saison seit 2012 in der fünften Spielkasse wird nach einem passablen Start am Ende als Neunter beendet.
Wolfgang Gruber
Fotos: © Fischer/Sammlung 1902, Hierzmann/GAK 1902, Archiv GAK 1902
Titelfoto: GAK II, Meister und Aufsteiger in die Unterliga 2019
Anrissfoto: ESK/GAK Amateure 2001 mit Trainer Savo Ekmecic © Archiv GAK 1902
Herzlichen Dank an Andreas Neumayer (Deutschlandsberger SC) und Dr. Günter Fiedler für das Fotomaterial.